Rezension

von letzten Worten und ihrer Bedeutung

Eine wie Alaska - John Green

Eine wie Alaska
von John Green

"Dein ganzes Leben steckt du in dem Labyrinth fest und denkst daran, wie du ihm eines Tages entfliehst, und wie geil dann alles wird, und die Vorstellung von dieser Zukunft hält dich am Laufen, aber am Ende tust du es nie. Du hast die Zukunft einfach nur benutzt, um aus der Gegenwart zu fliehen. [...] wie kommen wir aus dem Labyrinth des Leidens heraus?"

Damn you, John Green! Dieses Buch hat mich wirklich sprachlos und auch ein wenig nachdenklich zurückgelassen.  Verblüffend,wie er es immer schafft, in so wenig Worte so viel Bedeutung hinein zu legen.
Anfangs wirkt die Geschichte um den Außenseiter Miles und seiner Suche nach dem großen Vielleicht locker, lustig und an den richtigen Stellen nachdenklich. Nicht mehr und nicht weniger. Doch je mehr Seiten ich gelesen habe, desto mehr ist mir aufgefallen, wie viel eigentlich dahinter steckt und wie komplex sowohl die Geschichte, als auch ihre Charaktere sind.  Denn diese Charaktere sind allesamt sehr...sagen wir mal "speziell".
Allen voran unser Protagonist Miles. Er ist nicht der typische Held einer solchen Geschichte, viel mehr ist er ein Loser und gibt dies auch offen zu. Aber sein ganzes Denken und Handeln fand ich wirklich faszinierend. Ich habe lange gebraucht, bis ich wirklich warm wurde mit ihm, doch das lag wohl eher daran, dass er als Charakter so vielschichtig ist und ich ihn erst später schätzen gelernt habe, wenn er nicht mehr alles hinter seiner betont sarkastischen Art versteckt hat.
Alaska selbst...sagen wir mal so: Von ihr war ich am Anfang auch nicht begeistert, denn irgendwie hatte ich sie mir anders vorgestellt. Sie erschien mir zu aufgedreht, übertrieben und offen. Doch ebenso wie bei Miles, und eigentlich allen Charakteren, lernte ich sie lieben. Und wenn ich lieben sage, meine ich auch lieben. Diese Charaktere sind so toll, so gut durchdacht und besonders, dass ich am liebsten noch viel mehr von ihnen lesen würde. Der Autor kommt mit so einem kleinen Ensemble aus, und das alles nur, weil diese Handvoll Charaktere so ein breites Spektrum an Emotionen und Gedanken bieten und auch auslösen, wie es zehnmal so viele nicht könnten.

Zum Schreibstil müsste ich eigentlich nicht viel sagen, denn jeder der schon einmal ein Buch von John Green gelesen hat, wird mir zustimmen, dass dieser Mann sein Handwerk durchaus versteht. Aber ich tu es trotzdem. Denn ich liebe seinen Schreibstil! John Greens Worte gehört wohl überall zu denen, die man sich gerne markiert, merkt oder rausschreibt und an die Wand hängt. Denn seine Worte haben Bedeutung und regen wirklich zum nachdenken an. Ich habe mir während des Lesens so viele Eselsohren in mein Buch gemacht, dass ich schon gar keinen Überblick hatte, weil ich einfach so viele schöne Stellen markieren musste.
Sein Erzählstil ist ein Drahtseilakt, denn er balanciert das ganze gekonnt aus zwischen sarkastisch, lustig, bewegend, nachdenklich und vor allem bedeutend. Dadurch hat diese Geschichte die perfekte Mischung und löst so viele Emotionen aus, dass es wirklich aufwühlt und bei mir wohl nicht so schnell in Vergessenheit gerät.

 

Die Geschichte ist geprägt von Stilmitteln, welche das ganze wundervoll abrunden. Allem voran dieser schreckliche Countdown am Anfang jedes Kapitels. Man weiß bis zum Schluss nicht, was passieren wird, ahnt aber dass es etwas schreckliches wird. Trotz allem hofft man, dass man sich doch irrt und alles gut wird aber dann....damn you, John Green!!
Wer auf eine wunderschöne und romantische Liebesgeschichte hofft, sollte "Eine wie Alaska" nicht lesen, denn darum geht es hier nicht. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob es wirklich Liebe war, die da im Spiel war.  Viel mehr zeigt und Green, wie hässlich und real all das sein kann und dass das Leben uns manchmal viel zu oft dazwischen funkt. Er zeigt und echte Emotionen und das ungeschönt und manchmal auch wie ein Schlag ins Gesicht für den Leser. Es gibt keinen Kitsch oder die wahre Liebe. Viel mehr stehen wichtige Fragen  im Mittelpunkt: Was zählt wirklich im Leben? Was bedeuten letzte Worte? Was ist das Ende? Wo findet man das große Vielleicht?  
Oder auch wichtige Themen wie Trauer, Depressionen und die Frage der Schuld.
Doch es bleibt wohl eine Frage, die herausstischt und sich wirklich in meinen Kopf gebrannt hat:
Wie kommen wir aus dem Labyrinth des Leidens heraus?