Rezension

Von Liebe und Freiheit spannend erzählt

Die Küste der Freiheit - Maria W. Peter

Die Küste der Freiheit
von Maria W. Peter

Bewertet mit 4 Sternen

Alles beginnt im Jahre 1775 in Hessen. Hier lebt Anna Hochstetter gemeinsam mit ihrem Vater in einem kleinen Dorf. Die Dorfgemeinschaft gehört den sogenannten Wiedertäufern an. Sie sind streng im Glauben und dulden kein abweichen. Für Anna eine schwierige Situation. Sie kennt sich mit Heilkräutern aus und hilft den Kranken und Bedürftigen, sehr zum Missfallen der Dorfgemeinschaft. Dann wird Anna überfallen und fast vergewaltigt, nur dem Freiherrn Lorenz von Tannau hat sie es zu verdanken, dass sie mit dem Schrecken davon gekommen ist. Anschließend stirbt ihr Vater und Anna steht ganz allein da, ausgestoßen aus der Gemeinschaft beschließt sie, sich auf den Weg nach Amerika zu machen. Sie weiß, dass auch der Freiherr, der im Militär dient, auf dem Weg dorthin ist. Getrieben von der Hoffnung ihn wiederzusehen und vielleicht mit ihm eine Zukunft zu haben, beginnt ihr beschwerlicher Weg in eine neue Welt. Anna ahnt nicht, dass sie mitten in einen Krieg geraten wird und sie einige Hürden zu meistern hat.

Der angenehme Erzählstil der Autorin zieht einen sofort in die Geschichte. Schon der Einstieg in dem kleinen Dorf und das Kennenlernen von Anna und Lorenz ist spannend geschildert. Irgendwie nimmt man sofort Anteil an der Geschichte von Anna, man ist direkt bei ihr und hofft und bangt mit ihr. Deutlich entstehen Bilder, die Anna auf ihrer beschwerlichen Reise nach Amerika zeigen und dann dort von ihrem Schicksal erzählen. Ein zweiter Handlungsstrang erzählt von Lorenz, von seinen Gefühlen zu Anna und von seinem Leben. Die Kriegshandlungen werden ebenso geschildert wie das schwierige Leben in diesen Tagen. Der Kampf um die Freiheit ist allgegenwärtig, zumal Anna sich ja als Schuldmagd verkauft hat und so auch das harte Leben als Magd erlebt. Sie muss feststellen, dass sie fast nicht mehr wert ist als eine Sklavin. Die Autorin hat es gut verstanden, das Schicksal von Anna, sowie von den Protagonisten, die sie auf ihrem Weg begleiten, zu verbinden.

Die beiden Handlungsstränge laufen eine ganz Zeit lang nebeneinander her und schildern mal von Lorenz und mal von Anna. Bis sie dann zum Ende hin zusammenlaufen. Es ist eine glaubhafte Lebensgeschichte entstanden, die einiges an Spannung enthält.

Anna wird als eine tief gläubige Protagonistin geschildert und so erfährt man eben auch, wie die Mennoniten in Amerika lebten und wie sie mit den Wiedertäufern verbunden waren. Hier gibt es ein paar interessante Details. Allerdings erwähnt Maria W. Peters den Glauben relativ oft und zwischendurch war es mir schon fast zu viel. Anna versucht ihren Glauben zu bewahren und auch danach zu leben, was in Kriegszeiten verbunden mit der Sklaverei im 18. Jahrhundert eben nicht so einfach war und so kommt es natürlich zu Gewissenskonflikten, die aber dann wiederum gut gelöst wurden. Man spürt deutlich, wie aus der etwas naiven Anna eine Frau wird, die lernt sich durchzusetzen.

Lorenz stammt aus einer ganz andern Familie, er ist adlig geboren und Papist. Er handelt danach, aber er hinterfragt auch so langsam die Gewohnheiten der Familie, zumal er sich in Anna verliebt hat. Haben sie überhaupt eine Chance? Sie kommen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten und haben einen unterschiedlichen Glauben, kann das überhaupt funktionieren? So wird der Freiheitskampf der Amerikaner auch sein Kampf für seine und Annas Freiheit und ihre Zukunft. Diese Liebesgeschichte vor dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg hat mir gut gefallen. Der historische Hintergrund ist gut recherchiert und mit den fiktiven Protagonisten verwoben, auch wenn es vielleicht den einen oder anderen Zufall zu viel gegeben haben mag, macht es doch Spaß, diese Geschichte zu lesen und mit Anna und Lorenz mitzufiebern, zu hoffen und zu bangen.

Ein ausführliches Nachwort beschließt das Buch, es ist sehr interessant zu lesen. Zudem gibt es auch noch ein Glossar der fremden Begriffe so wie ein Personenregister für die historisch belegten Protagonisten, leider wurden die fiktiven Charaktere nicht aufgezählt. Und wer mag, bekommt sogar noch einige Reise und Stöbertips. „Die Küste der Freiheit“ ist ein Auswandererroman mit Protagonisten, die ans Herz gehen, mit einer spannenden Grundgeschichte, interessanten Hintergrundinformationen zum Unabhängigkeitskrieg sowie einer wunderschönen Liebesgeschichte.