Rezension

Von Oldsum nach Long Island

Das Licht in den Wellen -

Das Licht in den Wellen
von Janne Mommsen

Bewertet mit 4 Sternen

Die junge Inge verlässt mit Anfang 20 von heute auf morgen ihre Heimatinsel Föhr mit dem Ziel New York. Da es in New York eine große Auswanderergemeinde aus Föhr gibt, findet sie sofort Anstellung in einem typischen New Yorker Deli. Der Grund für Inges überstürzte Ausreise wird lange Zeit nur angedeutet, erst gegen Schluss erfahren wir den Grund. 

Inge scheint ein wahrer Tausendsassa zu sein, bald ist ihr „magic potato salad“ das Aushängeschild des Ladens und sie erhält das Angebot, ihr eigenes Restaurant zu führen. Obwohl sie anfangs von Heimweh geplagt wird und immer wieder eine Rückkehr nach Föhr in Erwägung zieht, schlägt sie Wurzeln in Long Island, zumal sie in der Zwischenzeit ihre große Liebe kennengelernt hat. Ihr neues Restaurant ist ein Riesenerfolg, sogar JFK und andere Berühmtheiten sind Gäste bei „Tante Inge“, wie sie von ihren Gästen genannt wird.

Für mich war dies der erste Roman von Janne Mommsen. Die Leseprobe versprach einen interessanten Roman über die Geschichte deutscher Auswanderer, ich war daher erstaunt, dass es sich mehr um einen Wohlfühl- und Frauenroman handelt. Über lange Zeit wird ausführlich geschildert, wie unglaublich tüchtig Inge ist und alles, was sie in die Hand nimmt, gelingt. Dabei erledigt sie einfach alles selbst: Restaurant renovieren, Lebensmittel einkaufen, kochen, Gäste bedienen, zwischendurch bleibt sogar noch Zeit für Ausflüge mit ihrem Hauke. Eigentlich müssten ihre Tage 48 Stunden haben. 

Nach der Hälfte des Buchs habe ich mich ein wenig gelangweilt. Amüsiert hat mich, dass Inge ihrem Bruder einen amerikanischen Toaster als Hochzeitsgeschenk nach Föhr schickt. Ich hoffe, sie hat auch einen Transformator mitgeschickt, sonst hatte der Bruder wenig Freude an dem Geschenk. Dass sich Inges bisheriger Gönner plötzlich von ihr abwendet, das soll wohl Dramatik in die Geschichte bringen, die Erklärung für sein Handeln erscheint mir wenig glaubhaft.

Die Geschichte wechselt immer wieder von der Gegenwart in die Vergangenheit. Inge ist mittlerweile 100 Jahre alt, lebt auf Föhr und will ihre Wahlheimat New York noch einmal sehen. Mit ihrer 20-jährigenUrenkelin Swantje besteigt sie ein Schiff in Richtung USA. Das Buch endet damit, dass die beiden in New York ankommen. Eine Fortsetzung ist wohl bereits in Arbeit, ich bin mir sicher, dass Swantje auch im Jahr 2022 alle Türen in New York offenstehen werden und sie einen kometenhaften Erfolg als Modedesignerin hinlegen wird!

Mein Fazit: ein netter Wohlfühlroman für zwischendurch, der von den anschaulichen Beschreibungen von Föhr und New York lebt. Trotz mancher Längen und obwohl ich etwas ganz anderes erwartet hatte, hat mich dieses Buch gut unterhalten.