Rezension

Von Vampiren, die nicht beißen, und Wasserballspielen

Highschool der Vampire - Douglas Rees

Highschool der Vampire
von Douglas Rees

Bewertet mit 2 Sternen

*Worum geht's?*
Cody Elliot muss sein altes Leben hinter sich lassen, weil sein Vater sich im meilenweit entfernten New Sodom bessere Berufschancen ausmalt. Typisch Teenager boykottiert Cody diese Entscheidung mit dem perfekten Trotzverhalten und bringt stolz ein Zeugnis voller Sechsen aus der neuen Schule nach Haus. Seine Eltern wissen nicht mehr weiter und beschließen, ihren Sohn auf die Vlad-Dracul-Magnet-Schule zu schicken, die nur hochqualifizierte Schulabgänger aufweist. An seinem ersten Tag in der Eliteschule kann Cody kaum fassen, dass sich dort tatsächlich nur brave Hochbegabte tummeln - bis auf Gregor und seine Gang. Als sie einen Jungen namens Justin durch die Luft werfen (wörtlich!), kann Cody nicht zusehen und greift ein - und wird dabei selbst zum Opfer. Die wunderhübsche Ileana rettet ihn, indem sie ihn "zeichnet". Cody versteht die Welt nicht mehr! Zum Glück klärt Justin ihn auf: Durch die Zeichnung ist Cody vor allen Vampiren der Schule geschützt. Vampire?! Er kann seinen Ohren nicht trauen, doch tatsächlich: Die Vlad-Dracul nimmt nur wenige menschliche Schüler auf, um die Schule vor der Schließung zu bewahren, und schenkt ihnen ihre guten Noten allein für die Anwesenheit. Aber nicht mit Cody! Er will sich seinen Platz verdienen, und stürzt sich damit ins totale Chaos...

*Kaufgrund:*
In meinem Paket vom Ueberreuter-Verlag war die Fortsetzung dieses Buches, "Highschool der Vampire: Die Reifeprüfung", mit dabei. Ich fange eine Serie extrem ungern mittendrin an, deswegen habe ich mir den Vorgänger besorgt.

*Meine Meinung:*
Die Geschichte ist aus der Sicht von Cody Elliot geschrieben, der die neunte Klasse besucht. Seine neue Heimat New Sodom gefällt ihm überhaupt nicht; er möchte unbedingt zurück nach Kalifornien. Um dies zu erreichen, bringt er sogar ein Zeugnis voller Sechsen nach Hause. Selbst seine neuen Lehrer flehen seine Eltern an, zurück nach Kalifornien zu gehen. Aber sein Vater greift hart durch und schickt Cody stattdessen auf eine Eliteschule, die seine gesamte Weltansicht verändern wird. Obwohl er damit konfrontiert wird, dass er einer der wenigen "Gadjos" (Menschen) und überall von Vampiren, den Jenti, umgeben ist, scheint ihn diese Tatsache nicht sonderlich zu stören. Er nimmt es ohne große Sorgen hin, als wäre es das natürlichste und normalste auf der Welt. Das hat mir an Cody leider überhaupt nicht gefallen; dafür ist dies aber mein einziger Kritikpunkt am Protagonisten. Eigentlich ist er ein ganz lieber Junge, der nicht handelt, ohne vorher nachgedacht zu haben. Trotz seiner schlechten Noten, die er nicht nur an seiner alten, sondern auch an der neuen Schule bekommt, ist er keinesfalls ein Dummkopf. Bei dem Stoff, der auf der Vlad-Dracul beigebracht wird ("Berechne, wann die Super Nova eintrifft!"), ist dies kein Wunder. Er könnte in jedem Fach die besten Noten haben, doch er lehnt das Angebot der Vampir-Schule ab. Daran kann man sehr gut erkennen, wie viel Wert Cody auf Gerechtigkeit und Ehrlichkeit legt. Dies wird im ganzen Roman stets durch sein Handeln unterstrichen und macht ihm zu einem sehr sympathischen Protagonisten, den man gerne selbst zum Freund hätte.

Die Nebencharaktere des Romans bleiben sehr flach; bloß über Codys Freunde Justin und Ileana erfährt man ein kleines bisschen mehr. Dadurch bleibt das Handeln der verschiedenen Figuren manchmal sogar recht unglaubwürdig, da man nicht nachvollziehen kann, wieso und warum sie das tun, was sie tun. Während Cody als Protagonist natürlich einen größeren Wandlungsprozess vollzieht, hätte ich mir doch gewünscht, dass zumindest Justin und Ileana an den Geschehnissen wachsen. Das tun sie auch, allerdings viel zu spät, sodass man erst in den letzten paar Seiten des Buches eine Veränderung ausmachen kann. Ich finde es sehr schade, dass die Nebencharaktere so wenig beachtet wurden, denn eigentlich machen sie allesamt einen sehr interessanten Eindruck. Ich hoffe sehr, dass dieser Aspekt in der Fortsetzung ausgebessert wird.

Der Schreibstil von Douglas Rees ist auf jeden Fall ein großer Pluspunkt für die gesamte Geschichte. Man fühlt sich so, als würde Cody einem die Geschichte persönlich erzählen. Hierdurch ist man auf eine besondere Art und Weise an das Buch gefesselt; man fühlt sich integriert, ohne wirklich dabei zu sein. Der Lesefluss wird auf diese Weise enorm gesteigert und man hat große Lust weiterzulesen, obwohl jegliche Spannung fehlt.

Damit wären wir bei meinem nächsten Kritikpunkt angelangt. Ich habe mit jeder Seite, die ich umgeblättert habe, vergeblich auf die große Spannung gewartet: "Wann passiert denn endlich was?". Die Handlung ist nicht völlig leer; in Wahrheit geschieht sehr viel, aber eben nichts, was einen mitreißen würde. Es geht um ein Wasserballspiel, um eine Hausaufgabe, einen Geburtstag und gemeinsame Spielnachmittage. Die letzten beiden mittleren sind dabei noch am spannendsten, jedoch viel zu oberflächlich und zu kurz. Dabei bietet die Geschichte eine so ausbaufähige Grundlage!

Codys Englisch-Hausaufgabe während des Buches ist, einen Roman, ein Theaterstück oder etwas ähnliches zu schreiben. Er entscheidet sich für einen Epos. Ein wunderbares Motiv, wie ich finde, das sich über den kompletten Roman erstreckt. Man bekommt einige Auszüge aus seinem eigenen Epos zu lesen, durch die man sich noch enger mit dem Protagonisten verbunden fühlt. Bei jedem Buchliebhaber wird Cody sich damit sehr beliebt machen!

Man merkt "Highschool der Vampire" deutlich an, dass es sich an die jüngeren Leser richtet. Die Vampire, die darin vorkommen, mag man schon gar nicht mehr als Vampire bezeichnen, wenn man zu viele Bücher aus diesem Genre gelesen hat. Einerseits ist dies sicherlich ein Pluspunkt; immerhin heben sie sich von der Masse ab. Andererseits waren mir die so genannten Jentis doch zu verworren: Es sind Vampire, die sich in fast sämtliche Wesen verwandeln können - hauptsache, das Gewicht bleibt gleich; Fledermäuse sind daher leider nicht möglich, dafür sind Wölfe der absolute Renner! Besonders am Ende wurde mir diese Verwandlungssache zu abgedreht-, hochbegabt und nicht unsterblich sind. Die einzige Gemeinsamkeit zu einem typischen Vampir war das Blut. Allerdings beißen sie nicht einmal. Für jüngere Leser daher geeigneter, für alt eingesessene Hasen des Genres eher ungewohnt.

Trotz des auf "Happy End" getrimmten Endes, mag ich es sehr gerne. Das letzte Kapitel, das übrigens auch "Das letzte Kapitel" heißt, war mein Favorit und hat mir ein großes Lächeln auf die Lippen gezaubert. Ich hätte mir mehr von dieser Art gewünscht.

*Cover:*
Das Cover der Carlsen-Ausgabe finde ich total unpassend. Es wirkt düster und weckt eine unheimliche Stimmung, die überhaupt nicht zum Buch passt. Das Ueberreuter-Cover gefällt mir leider genauso wenig. Es passt zwar super zum Cover der Fortsetzung, aber es sagt überhaupt nichts über das Buch aus!

*Fazit:*
Im Großen und Ganzen ist mir die gesamte Handlung zu unspektakulär und zu oberflächlich. Bloß für Hauptcharakter Cody und den Schreibstil kann ich große Pluspunkte vergeben. Es ist eine nette Geschichte, die man lesen kann. Man verpasst aber auch nichts, wenn man es nicht tut. Hoffentlich bietet die Fortsetzung mehr. Insgesamt vergebe ich gute 2 Sterne; für knappe drei hat es leider nicht gereicht.