Rezension

Von Vampiren und (Aber)Glaube

Totenbraut - Nina Blazon

Totenbraut
von Nina Blazon

Bewertet mit 4 Sternen

Nina Blazon ist eine Autorin, die ich schon seit Längerem gerne lese. Ascheherz, Faunblut, Der dunkle Kuss der Sterne, Rabenherz & Eismund und Der Winter der schwarzen Rosen konnten mich schon verzaubern. Nun konnte ich ein weiteres Blazon Buch von meinem SUB befreien und war mehr als gespannt.

Eine Reise ins historische Serbien voller Aberglauben und Folklore
Mit Totenbraut verließ ich nun erstmals die fantastische Faunblutwelt von Nina Blazon und tauchte ein ins historische Serbien des 18. Jahrhunderts. Doch auch wenn wir dieses Mal keine fantastische, magische Welt haben, müssen wir auf Blazon Talent für Atmosphäre und Kreativität nicht verzichten, denn statt Magie und Zauberwesen, erweckt die Autorin eine kleine Dorfgemeinschaft anschaulich zum Leben. Ein Dorf irgendwo im Nirgendwo von Serbien, in dem die Leute stark von ihren Traditionen, Gebräuchen und Aberglauben geprägt sind. Es ist eine Zeit und ein Ort, der uns aus unserer modernen Sicht fast ebenso fantastisch vorkommt, wie die Faunblutwelt und den die Autorin mit demselben feinen Gespür für die richtigen Worte Leben einhaucht. Wie so oft, wenn ich Blazons Bücher lese, arbeitete mein Kopfkino auf vollen Touren und ich konnte mir sowohl das bedrückende, schroffe Anwesen der Vukovićs als auch das kleine Dorf im serbischen Grenzland lebhaft vorstellen.

Das sich dieser Ausflug ins 18. Jahrhundert so authentisch anfühlt, liegt auch an der hervorragenden Recherchearbeit der Autorin, die man von der ersten, bis zur letzten Seite an spürt. Insbesondere was die Gebräuche, die Auslebung des orthodoxen Glaubens und den Aberglauben der ländlichen Bevölkerung dieser Region und dieser Zeit angeht, merkt man, dass Nina Blazon sich intensiv damit beschäftigt hat. Sicherlich ist nicht alles zu hundert Prozent historisch korrekt, aber das erwartet man von einem Roman auch nicht. Die Autorin hat sich künstlerische Freiheiten rausgenommen, verfälscht aber nichts und schafft es so den/die Leser/in tief in diesen Schauplatz, dieses Dorf, dass erstarrt und gefangen von der Angst und dem Aberglauben ist, eindringen zu lassen. Dabei verknüpft sie geschickt ihre fiktive Geschichte, mit realen Überlieferungen und bezieht, wie man im Nachwort erfährt, sogar einen realen historischen Fall von unerklärlichen Todesfällen mit ein.
Das Ergebnis von all dem ist, dass sich Totenbraut wie eine Zeitreise liest und einen als Leser/in ziemlich schnell in den Bann schlägt und auch nicht mehr so schnell loslässt.

Vampirismus im 18. Jahrhundert
Kommen wir zur Handlung des Buches. Gleich vorweg: Wer eine temporeiche Erzählung sucht, in der dramatische Ereignisse Schlag auf Schlag kommen und in der in kurzer Zeit viel passiert, wird mit Totenbraut nicht glücklich werden. Auch Liebhaber von den typischen Vampirromanzen werden hier nicht fündig, denn Totenbraut ist weder besonders romantisch (es gibt zwar eine Liebesgeschichte, aber die ist zurückhaltender), noch temporeich. Stattdessen bekommen wir eine Story, die sich langsam entfaltet, von der man lange nicht weiß, wo sie hinführt und die ihren dramaturgischen Höhepunkt im Hintergrund aufbaut. Doch das heißt nicht, dass das Buch langweilig wäre, auch wenn ich zugeben muss, dass einzelne Szenen etwas gekürzt hätten werden können, mein einziger Kritikpunkt. Der Großteil der Spannung wird von den vielen Geheimnissen aufrecht gehalten, die das Landgut und seine Bewohner umringen. Wie ein Puzzle setzt sich das Gesamtbild für den/die Leser/in erst Stück für Stück zusammen, noch dazu kann der Plot mit einigen Wendungen noch überraschen, als man schon dachte hinter das Geheimnis gekommen zu sein.

Worum es bei all den Geheimnissen geht, verrät ja schon der Klapptext des Buches: Vampire. Doch reden wir hier von echten Blutsaugern oder sind sie nur Einbildung, eines angsteschüttelten Dorfes? Mit dieser Frage spielt die Autorin die gesamte Handlung über. Normalerweise ist das etwas, was ich gar nicht mag (Ich will echte übernatürliche Wesen und mich nicht ständig fragen müssen, ob sie real sind oder nicht), doch Nina Blazon webt ihre Geschichte aus Aberglauben und Realität, Mystik und Historie so geschickt, dass es mich bei diesem Buch ausnahmsweise mal überhaupt nicht gestört hat. Doch ob die Vampire Serbiens nun real sind oder nicht, verrate ich euch nicht, dass müsst ihr schon alleine herausfinden, nur so viel sei gesagt: bis zum Schluss des Buches sind beide Optionen durchaus plausible und möglich.

Fazit:
Nina Blazon bleibt eine meiner liebsten Autorinnen. Auch ohne Fantasywelt schafft sie es durch die Magie ihrer Worte und eine spürbar gründliche Recherche ihr Setting des historischen Serbiens lebendig und authentisch wirken zu lassen und erschafft eine Atmosphäre, die den/die Leser/in in ihren Bann zieht.