Rezension

Von verpassten Chancen und Sprachlosigkeit

Wildtriebe
von Ute Mank

Inhalt:

Lisbeth hat mit jungen Jahren den Familienhof, den Bethches-Hof, übernommen und kümmert sich seitdem gewissenhaft um ihn. Dessen Erhalt ist ihr am wichtigsten, wozu viele Verpflichtungen dazu gehören. Ihr ganzes Leben dreht sich um den Hof. Ihre Schwiegertochter Marlies, die mit ihrem Mann auch auf dem Hof lebt, wird von Lisbeth gezwungenermaßen zu einer Bäuerin gemacht. Sie vermisst ihr damaliges Leben und ihre Arbeit im Kaufhaus. Ihre Tochter Joanna hat deutlich mehr Freiheiten als die Frauen zwei Generationen vor ihr.

Meinung:

Dieser Roman zeigt auf, wie oft Frauen in der Vergangenheit ihre Freiheit aufgeben mussten, sei es für die Familie, aus gesellschaftlichem Zwang oder für die Arbeit, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben. Marlies musste einen großen Teil ihrer Unabhängigkeit abgeben, als sie Konrad heiratete und von da an auf dem Hof mithelfen musste. Stück für Stück holt sie sich nun mehr von ihrer Freiheit zurück, aber es ist nicht so leicht. Die Erwartungen der beiden Frauen Lisbeth und Marlies sind ganz unterschiedlich, weshalb es auf dem Hof oft Spannungen gibt. Das große Problem ist aber, dass innerhalb der Familie kaum miteinander kommuniziert wird. Welche Folgen das haben kann, wird hier sehr gut deutlich. Die Sichtweisen von Lisbeth und Marlies kann man als Leser:in gut nachvollziehen. Die Autorin beschreibt die beiden, ohne über sie zu urteilen.

Beim Lesen hat mir die Beschreibung des Hoflebens sehr gut gefallen. Das Lesen war beruhigend und entspannend. Aber die Ereignisse sind auch bedrückend und machen traurig. Dennoch hat mir das Ende besonders gut gefallen, da es realistisch ist und trotzdem ein Fünkchen Hoffnung birgt.

Stellenweise war es etwas langatmig, da im Roman nicht so viel passiert. Aber einige gravierende Entscheidungen und Schicksalsschläge haben meine Aufmerksamkeit auf sich sich ziehen können.

Fazit:

Es ist ein ruhiger Roman, welcher gleichzeitig auch bedrückt, aber wichtige Themen anspricht. Die unterschiedlichen Erwartungen an Frauen verschiedener Generationen sowie die Folgen von fehlender Kommunikation werden sehr eindrücklich beschrieben.