Rezension

Von Wünschen und Träumen

Die Frauen vom Nikolaifleet – Der Traum von Übersee -

Die Frauen vom Nikolaifleet – Der Traum von Übersee
von Katharina Lansing

Bewertet mit 3.5 Sternen

Schöner Auftakt einer Trilogie, die um die Zeit um 1900 spielt. Der Kolonialwarenladen, den Leonore, ihr Bruder Carl und ihr Vater betreiben, läuft gut, doch leider sieht sich Carl überhaupt nicht in der Rolle, diesen Laden künftig zu übernehmen, während Leonores Herz dafür schlägt. Doch sehr zu ihrem Leidwesen hat ihr Vater andere Pläne mit ihr. Frauen sollen heiraten und Kinder bekommen. Die Mutter fehlt, was man am Verhalten des Vaters und auch ihres Bruders merkt. Mir tat Leonore häufig sehr leid, weil sie durch die Handlungen ihres leichtsinnigen, rücksichtslosen Bruder häufig in schwierige Situationen kommt und auch von ihrem Vater nicht wirklich geschätzt wird, für alles was sie tut.
Im Laufe des Buches erhält man interessante Eindrücke über die Menschen, die Geschäftsabläufe, die Vorstellungen der Menschen, die Stellung der Frauen. Ich bin erstaunt, wie Leonore alles einfach hinnimmt, obwohl sie vieles anders sieht. Sie startet zwar Versuche, ihren Vater zu überzeugen, dass auch sie in der Lage ist, den Laden führen zu können, scheitert aber, bis endlich eine sehr sympathische Dame auftritt, die an ihr Herz appelliert.
Mir hat im gesamten Buch ein wenig die Spannung gefehlt. Es kommen zwar schwierige und teilweise auch unangenehme Situationen auf, die letztendlich aber nicht wirklich lange anhalten. Es ist wie eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die eigentlich jeder im Leben kennt, nicht immer leicht, und doch eher schnell wieder erledigt. Ich will hier auch nicht zu viel erzählen, aber für meinen Geschmack haben sich die Umstände etwas zu schnell gewandelt, eben verlief es so, jetzt auf einmal genauso wie erhofft. Ich hab immer auf dieses Besondere gewartet, diesen Spannungsbogen, doch irgendwie fehlte da was, kam eher zum Schluss, weswegen ich hoffe, dass in diesem Auftakt erstmal alles normal geschildert wird und die nächsten beiden Teile dann etwas mehr Fahrt aufnehmen.
Die Charaktere sind interessant gestaltet, obwohl Leonore noch ein wenig mehr Pfiff haben könnte, das wirkt noch zu lieb und selbstlos. Isabel und Sophie sind zwei sympathische Freundinnen, während ihr Vater und ihr Bruder sehr gewöhnungsbedürftig sind.
Ich werde die nächsten beiden Teile trotzdem lesen, denn die Geschichte interessiert mich und der Schreibstil ist auch angenehm.