Rezension

Vor allem zum Schluss hin enttäuschend

Dance of Shadows - Yelena Black

Dance of Shadows
von Yelena Black

Bewertet mit 3 Sternen

Vanessa Adler bekommt einen Platz an der New Yorker Ballettakademie. Eigentlich ein absoluter Traum, doch Vanessa's Gründe unterscheiden sich grundlegend: Ihre Schwester Margret besuchte ebenfalls die Akademie, doch verschwand spurlos. Vanessa hat sie noch nicht aufgegeben und erhofft sich Antworten zu finden. Sie hebt sich deutlich von den anderen Balletttänzern ihres Jahrganges ab und macht so auf sich aufmerksam - doch nicht alle haben Gutes im Sinn...

Die Grundidee, die hinter „Dance of Shadows“ steckt, ist grundsätzlich sehr interessant. Als Leser merkt man schnell, dass sich hinter dem Schein der Schule etwas Dunkles verbirgt. Man begibt sich mit Vanessa auf Spurensuche und doch hat man das Gefühl, dass die Informationen, die man als Leser bekommt, lückenhaft sind. Zunächst war es ein wenig unrealistisch, weil Vanessa scheinbar alles gelingen wollte, doch das legte sich und man hat auch das wahre Gesicht des Balletts kennen gelernt. Verbunden mit dunklen, fantastischen Elementen übt es schon eine gewisse Faszination aus. Das Leben außerhalb des Balletts, sofern es denn eines gibt, wurde jedoch nur oberflächlich angekratzt. Das Buch konzentriert sich hauptsächlich auf das Ballett und die damit verbundenen Dinge. Mich hätten andere Bestandteile des Lebens an der Akademie durchaus auch interessiert. Plätschert das Buch zunächst etwas vor sich hin, so gibt es immerhin ein spannendes Finale, das jedoch nicht alle Fragen beantwortet. Es bleiben wirklich noch einige Sachen offen, sodass man wohl daraus schließen kann, dass es möglicherweise noch weitere Bände geben wird. Wirklich zufriedengestellt kann der Leser nach diesem Ende nämlich nicht sein.

Bei den Charakteren sticht natürlich die Protagonistin Vanessa hervor, die der Leser auf die Akademie begleitet. Während dem Lesen wusste ich meist nicht so genau, was ich eigentlich wirklich von ihr halten sollte. Mal ist sie misstrauisch anderen gegenüber und im nächsten Moment total gutgläubig. Und genau so wechselte auch meine Meinung: Mal konnte ich ihre Handlungen gut nachvollziehen, dann wiederum waren sie mir unerklärlich. Sehr unrealistisch war für mich auch ihre Beziehung zu dem tollsten Typen an der Akademie: Zeppelin, genannt Zep – der Name ist schon sehr speziell. Natürlich verguckt Vanessa sich schon gleich am ersten Tag in sie und, oh Wunder, schon bald sind die beiden zusammen. Etwas schnell und sehr unglaubwürdig, mich hat das stutzig gemacht und ich sollte mit meinen Vermutungen Recht behalten, wie mir das Ende gezeigt hat. Zep blieb die ganze Geschichte über sehr unnahbar und war mir ehrlich gesagt überhaupt nicht sympathisch. Der andere Junge, der eine große Rolle in Vanessa’s Leben einnimmt, ist Justin. Aus ihm wird man zunächst nicht wirklich schlau. Mal ist er nett zu ihr, dann wieder ist er sehr unfreundlich – zudem erwischt Vanessa ihn beim Stalken. Trotzdem war er für mich der interessantere der beiden Jungen, wahrscheinlich weil er sich gerade von verschiedenen Seiten zeigte. Die beiden Tanzlehrer Joseph und Hilda tauchen zwar beständig in dem Buch auf, werden jedoch nie genauer betrachtet und offenbaren ihre wahren Rollen erst zum Schluss. Das ist durchaus nachvollziehbar, jedoch auch vorhersehbar. Die anderen Nebencharaktere, zu denen hauptsächlich Vanessa’s Freunde zählen, bleiben alle recht blass, was sehr schade ist. Sie haben immer mal wieder ihre Szenen, aber eine wirkliche Verbundenheit bzw. tiefe Freundschaft habe ich nicht wirklich nachempfinden können. Eigentlich schade, denn die Freunde sind allesamt sympathisch und hätten durchaus mehr Beachtung verdient gehabt.

Der Schreibstil ist recht einfach und klar gehalten worden, sodass man das Buch eigentlich gut und flüssig lesen kann. Was ich mir jedoch gewünscht hätte, wäre ein Glossar in dem die Begriffe des Balletts erklärt werden. Nicht immer hatte ich eine genaue Vorstellung davon, in welcher Position Vanessa sich gerade beim Tanzen befindet. Da man nicht selten über derartige Begriffe gestolpert ist, wäre dies wirklich wünschenswert gewesen, damit man als Leser ein klares Bild vor Augen hat.

Das Cover von „Dance of Shadows“ ist wirklich sehr schön gestaltet worden. Die Tänzerin trägt ein rotes Kleid, das scheinbar aus Blütenblättern besteht, welche sich davon ablösen. Dies passt sehr gut zu Vanessa, die sich ja selbst im Tanzen verliert. Es wird ein ganz klarer Kontrast geschaffen: Das rote Kleid, die roten Haare, die sehr helle Haut und der rauchige, immer dunkler werdende Hintergrund. Ja, das Cover macht schon sehr neugierig auf die Geschichte, die sich dahinter verbirgt und fällt im Buchladen auf jeden Fall auf.

„Dance of Shadows“ hat mich nicht vollends überzeugen können. Ich habe im Nachhinein viel über das Buch nachgedacht und immer mehr gefunden, was mir persönlich leider nicht so gut gefallen hat. So konzentriert sich die Handlung zum größten Teil nur auf das Tanzen und die meisten Charaktere bleiben eher flach. Zum Schluss war ich ein wenig enttäuscht, denn mir haben einige Antworten gefehlt, mal sehen, ob wir diese in einem Folgeband bekommen werden.
Wer dieses Buch lesen möchte, der sollte nicht mit allzu hohen Erwartungen an das Buch gehen, um nicht enttäuscht zu werden. Insgesamt gesehen ist dies eine wirklich nette Geschichte für zwischendurch, mehr aber auch nicht.