Rezension

Vorhersehbares Endzeitszenario ohne Happy End und große Überraschungen

Die Ummauerte Stadt - Jan Reschke

Die Ummauerte Stadt
von Jan Reschke

Bewertet mit 3 Sternen

Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Die Bevölkerung ist gespalten in die einfachen Bürger und die Bessergestellten. Beiden Gruppierungen ist es durch Umstände, die nicht näher erläutert werden, unmöglich außerhalb ihrer Wohnräume ohne Sauerstoffgerät zu überleben. Während die Mehrheit in der ummauerten Stadt wie in einem Ghetto in Hochhäusern und Tiefgaragen lebt und auf die Nahrungs- und Sauerstoffversorgung der Regierung angewiesen ist lässt der Rest es sich im geschlossenen Bezirk im Luxus gut gehen.

Wirkliche Jobs bietet nur das Werk, doch wer sich einmal für ein Leben dort entschieden hat darf aus gesundheitlichen Gründen nie wieder zurück in die ummauerte Stadt. Der Rest der Bevölkerung vegetiert dagegen in der ummauerten Stadt vor sich hin und ist der Willkür und Brutalität des Militärs ausgesetzt.
Um etwas zu tun zu haben schleicht sich Jeremiah, unser Protagonist, regelmäßig in die unwirtliche Welt außerhalb der Stadt, um nach verwertbaren Materialien zu suchen, die als wertvolle Tauschware dienen. Dies steht jedoch unter Strafe und somit riskiert er jedes Mal sein Leben, denn neben dem Militär machen unter der Bevölkerung auch Spitzel die Stadt unsicher.
Als die Gesetze der Regierung immer schärfer werden schließt er sich mit Bezirkskommunikator Goran zusammen und beide entwickeln Pläne um die Unabhängigkeit der ummauerten Stadt und ihrer Bürger voranzutreiben. Dies bleibt jedoch nicht unbemerkt von der Regierung und die ersten Aufstände werden brutal im Keim erstickt.

Anfangs hat mich die dystopische Welt von Jan Reschke an George Orwell’s Überwachungsstaat aus 1984 erinnert, denn Jan Reschke schafft es beim Leser eine düstere, bedrückende Atmosphäre zu erschaffen, in der die unterschiedlichen Klassengesellschaften sehr deutlich werden. Allerdings schwächelt das Buch dann aber in der Länge leider an so einigen Punkten. Die ständigen Wechsel der Schauplätze fand ich sehr anstrengend, da sie meinen Lesefluss erheblich ausgebremst haben. Neben Jeremiah und Goran begleitet der Leser auch noch einen unbekannten Gefängnisinsassen und Wissenschaftler und Politiker des geschlossenen Bezirkes. Der Schreibstil selber ist dabei zwar flüssig zu lesen und beschreibt sowohl Stimmung als auch Umgebung eingehend, doch sobald man sich eingelesen hat sind die kurzen Kapitel auch schon wieder vorbei. Dadurch konnte sich bei mir beim besten Willen keine Stimmung aufbauen. Auch einen direkten roten Faden habe ich leider vermisst. Es passiert zwar parallel immer so einiges, aber dann doch nichts Richtiges. Dies führt dazu, dass einem die Protagonisten nicht so recht ans Herz wachsen wollen, so dass es mir in brenzligen Situationen dann auch egal war, ob sie überleben oder umkommen.
Wirklich enttäuscht war ich jedoch vom Ausgang von dem, was ich einfach mal als Hauptplot bezeichnen würde. Schon recht früh hatte ich diesbezüglich eine Vermutung und fand mich am Ende auch darin bestätigt.

Fazit: Leider nur ein vorhersehbares Endzeitszenario ohne Happy End und große Überraschungen.