Rezension

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♥ Vorsicht, diese Geschichte berührt das Herz.♥

Die Frauen von Long Island - Zoe Fishman

Die Frauen von Long Island
von Zoe Fishman

Bewertet mit 5 Sternen

In New York lebt die alleinerziehende  Maggie Sheets mit ihrer etwas über zwei Jahre alten Tochter Lucy..  Zu Lucys Vater hat sie keinen Kontakt mehr, denn dieser wollte ein eigenes Leben führen. Und so hat er nie erfahren, dass er Vater einer Tochter ist. Der Zeitpunkt für ein Kind war ideal, zwar nicht geplant, doch Maggies biologische Uhr tickte. Die 38jährige Maggie erfährt, dass sie ein Haus in Sag Harborg geerbt hat; inclusive Inhalt und Bewohnerin. Das ist Edith, die 83jährige Mutter der verstorbenen. Bei dieser war gerade vor einigen Monaten Alzheimer festgestellt. Ihre verstorbene Tochter Liza, eine weltberühmte Autorin, hatte verfügt, dsas Maggie das Haus erbt und finanziell abgesichert ist. Das bedeutete für Maggies Tochter Lucy Sicherheit. Strand und Meer, es könnte so schön sein. Vor zehn Jahren hatte Maggie durch ihren Job als Reinigungskraft einer Firma, die für reiche Leute arbeitete, kennengelernt. Über die Jahre freundeten sie sich an. Maggie vertraute Liza irgendwann und gab ihr ein unveröffentlichtes Manuskript. Doch vor vier Jahren kam es zum Bruch.War diese Erbschaft eine Wiedergutmachung, weil Maggie Liza mit der Tatsache konfrontiert hatte, sie hätte die Idee für ihren neuen Roman abgekupfert?
Obwohl Liza Maggie immer wieder während der gemeinsamen Zeit aufforderte, ihr Schreiben nicht aufzugeben, es zu verbessern, fühlte diese sich irgendwann zu sehr von Liza vereinnahmt.
Schreiben war für Maggie nur ein Hobby.
Schreiben sei für Maggie einfach nur therapeutisch (Zitat S. 129)
Und so verblasste ihre Freundschaft wie ein Polaroid in der Sonne (Zitat S. 129)

Nun also wohnte Maggie in Lizas Haus und betreute Edith. Keine leichte Aufgabe. Doch die beiden Frauen gewöhnen sich so langsam aneinander, das auch dank Esther, Ediths Freundin. Denn Edith leidet sehr darunter, dass sie ihr Gedächtnis verliert. So kommt es, dass Maggie für Edith deren Erinnerungen aufschreibt und diese viele Dinge anspricht, die zuvor noch keiner kannte.
Man muss nicht unendlich über diesen Roman schreiben - man sollte ihn lesen.
Zoe Fishman bringt vieles zur Sprache, im Vordergrund halt die schleichtende Demenz. Edith nennt es "wenn das Gehirn zu Brei wird".

Die Protagonisten sind authentisch aufgestellt. Auch der Blick auf die verstorbene Liza zeigt auf, es ist nicht immer alles Gold was glänzt. Seelische Krankheiten, Depressionen, das Mutter-Kind-Verhältnis, es wird nicht nur für Edith eine Reise der Erinnerungen, es hilft auch Maggie über Vergangenes nachzudenken.
"Die Frauen von Long Island", eine ruhige, anrührend geschriebene Geschichte, versetzt mit einer Prise Humor, lockert es das Geschehen auf. Es ist ein Buch der Hoffnung. Und -  dieses Buch berührt das Herz♥
Allerdings habe ich einen Kritikpunkt im Buch  - Übersetzung.
Zitat S. 65
"Mein Gott, du bist ja nervös! Das sind doch nur eine junge Frau und ihre zweijährige Tochter - nicht die Gestapo, um Himmels willen. Nun sei mal nicht so verspannt."

Wieso Esther hier das Wort Gestapo benutzt, insgeheim habe ich während des weiteren Lesens immer auf eine Auflösung gewartet.