Rezension

Vorsicht Gift!

Wildeule - Annette Wieners

Wildeule
von Annette Wieners

Bewertet mit 3.5 Sternen

Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes ist erstaunt. Die pompösen Gestecke und Kränze, das riesige Herz aus Rosen, das auf dem Boden vor dem Sarg ausgebreitet ist. Sie hatte mit einer Beerdigung für eine prominente Persönlichkeit gerechnet. Viele Menschen, gar den Auftritt der Presse hatte die zurückgezogen lebende ehemalige Kommissarin befürchtet. Doch nur ein einziger Trauernder hatte sich eingefunden. Und der Bruder der Verstorbenen weilt nur widerwillig den Trauerfeierlichkeiten bei. Als der Sarg dann in Richtung Grabstätte geleitet wird, fallen Gesine zunächst die klappernden Scharniere am Sarg auf. Ein Blick in den Sarg bringt Unglaubliches ans Licht: Im Sarg liegt der Bestattungsunternehmer Carsten Schellhorn. Wo ist Madeleine Jablin, die eigentlich beerdigt werden sollte? Ganz schnell gerät Gesines Freund Hannes als einer der Konkurrenten Schellhorns in Verdacht.

Im mittlerweile dritten Fall ermittelt Gesine Cordes. Auch dieser Fall hat natürlich wieder einen unmittelbaren Bezug zum Friedhof, dessen düstere Atmosphäre sehr gut mit dem menschenscheuen Wesen Gesines harmoniert. Die Friedhofsgärtnerin war bis vor zehn Jahren selbst Kommissarin bei der Kriminalpolizei. Dann kam ihr kleiner Sohn ums Leben. Er hatte, kurze Zeit unaufsichtigt, im Garten der Eltern giftige Pflanzen gegessen und jede Hilfe kam zu spät. Für Gesine folgte der Absturz und Jahre später ein Neuanfang als Friedhofsgärtnerin. In diesem Fall beginnt sie sich mehr und mehr zu öffnen, immerhin ist ihr bester Freund Hannes mit schweren Vorwürfen belastet. Das bekommt der Reihe auch sehr gut, die ewig zurückgezogene Friedhofsgärtnerin wäre auf Dauer auch schwer zu ertragen. Auch die aktuelle Ermittlerin Marina Olbert bekommt eine größere Rolle zugeschrieben. Sie bringt einen angenehmen ironischen Ton mit ins Spiel, der eine feine Balance zur dunklen Friedhofsstimmung bringt. Gemeinsam machen sich die beiden Frauen auf Spurensuche. Madeleine Jablin und der Mörder von Carsten Schellhorn wollen gefunden werden und es gibt weitere unliebsame Zwischenfälle. Interessant sind die Einblicke in das Bestattungswesen, einem scheinbar in sich geschlossenen System, in dem sich niemand gern in die Karten schauen lässt. Und natürlich muss noch das Notizbuch über giftige Pflanzen, das Gesine seit dem tragischen Unglück akribisch führt, erwähnt werden. Das macht die Reihe wirklich besonders. In loser Folge finden sich Einträge zwischen den Kapiteln wieder. Von vielen Pflanzen, die ich auf dem Fensterbrett stehen habe oder die direkt hinterm Haus wachsen, wusste ich gar nicht, dass sie giftig sind. Ein solider Krimi, den man in der Reihenfolge oder auch als Einzelband lesen kann.