Rezension

Vulkanausbruch im Akte-X-Stil

Devolution - Max Brooks

Devolution
von Max Brooks

Bewertet mit 4 Sternen

Greenloop gilt als dörfliche Gemeinschaft der Zukunft. Umweltbewusst und beinah autark hat sich ein exklusiver Verein am Fuße eines Vulkans eine neue Heimat geschaffen. Doch dann speit der Berg Feuer und schneidet die Siedlung von der Außenwelt ab, während nachts grauenvolle Schreie ertönen.

„Devolution“ ist eine Mischung aus Horror- und Katastrophenroman, welcher übliche Thriller-Elemente vor der Kulisse der amerikanischen Wälder im Stil von Akte X ablaufen lässt.

Katherine und ihr Mann sind in Greenloop angekommen. Es handelt sich dabei um eine futuristische Siedlung, die sich dem Zusammenspiel aus Natur und Technik verschrieben hat. Häuser, Versorgungswege und der Alltag sind so konzipiert, dass sie der Umwelt kaum schaden. 

Dementsprechend exklusiv sind die Bewohner, welche sich aus gut situierten Personen - wie zum Beispiel angesehene Künstler oder Wissenschafter - zusammensetzen. Die Siedlung liegt abgeschieden, wird mittels Drohnen und Elektro-Mobilen mit Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen versorgt, und bietet somit ein idyllisches Bild, das sich dem Leben in Einklang mit der Natur verschrieben hat. 

Als der Vulkan ausbricht, hüllt er die USA in Asche. Nicht nur, dass Greenloop von der Außenwelt abgeschnitten ist, sondern laut Radioberichten herrscht Katastrophenalarm in weiten Teilen der USA.

Katherine ist gedanklich noch gar nicht richtig in ihrer neuen Heimat angekommen und schon wendet sich das Blatt. Die Katastrophenstimmung bricht über die Bewohner herein, die Verbindung zum Rest der Welt ist gekappt und Lebensmittel sind knapp. Als ob diese Umstände nicht Besorgnis erregend genug wären, wird die Siedlung von fremden, affenähnlichen Kreaturen eingekreist, von denen eine spürbare Gefahr ausgeht. 

„Devolution“ ist ein solider Mystery-Thriller, der sich thematisch auf die affenartigen Kreaturen stützt. Diese amerikanische Legende ist mir bisher nicht in Büchern begegnet, aber ich finde es einwandfrei umgesetzt. Max Brooks geht seinen Thriller von mehreren Seiten an, die mich fasziniert durch die Story leiteten:

Katherines Perspektive auf das Geschehen wird anhand ihrer Tagebuchaufzeichnungen erzählt. Der Leser erhält Einblick in ihre Sichtweise der Ereignisse, wie sie die anderen Bewohner und Menschen wahrnimmt, und bemerkt dabei, wie sich aus der zurückgezogenen Frau eine mutige Kämpferin entwickelt. 

Die Rahmenhandlung bildet der Autor eines Sachbuchs, der sich innerhalb des Thrillers mit dem Mysterium von Greenloop auseinandersetzt. Dazu zieht er Katherines Tagebuch heran, vergleicht ältere Berichte von Sichtungen affenartiger Kreaturen und beleuchtet die Umstände des Vulkanausbruchs und des Katastrophenalarms. 

Zusätzlich werden Artikel, Interviews und Notizen herangezogen, die ein abwechslungsreiches Bild ergeben. 

Kahterines Aufzeichnungen sind einem Tagebuch entsprechend gemächlich. Anfangs beschreibt sie die Siedlung und ihre neuen Nachbarn, die Rituale im Dorf und wie merkwürdig es ist, derart abgeschieden von der Welt zu leben. Sobald der Vulkan ausbricht, überschlagen sich die Ereignisse. Es herrscht allgemeine Unruhe, wozu sich langsam die Bedrohung durch die affenartigen Kreaturen einschleicht.

Mir hat es gefallen. Der ungewöhnliche Erzählstil lenkt vom typischen Handlungsablauf ab, wodurch erhöhte Faszination für das Geschehen entsteht. Denn die Handlung selbst ist auf einen schablonenhaften Abzählreim beschränkt, den man aus vielen ähnlichen Thrillern kennt. Allerdings baut der Autor die Kulisse um den Vulkanausbruch, die Katastrophenstimmung und die Gefahr aus dem Wald überaus geschickt auf, sodass ich von Anfang bis Ende gefesselt an der Story dran geblieben bin. 

Natürlich kommt amerikanischer Thriller-Kitsch ins Spiel, Akte-X-Flair treibt den Sachbuch-Autor der Story an, und die mysteriöse Komponente steht definitiv im Vordergrund, was für mich insgesamt einen gut zu lesenden Mystery-Thriller ergibt. 

Meiner Meinung nach ist „Devolution“ ein fesselnder Mystery-Thriller, der sich trotz des eher ruhigen Tempos und des typischen Handlungsverlaufs durch die Rahmenbedingungen und die Erzählweise von anderen Werken abhebt. Ich denke, wer sich auf affenartige Kreaturen im Akte-X-Stil einlässt, steht ein interessanter Besuch in der futuristischen Siedlung Greenloop bevor.