Wäre besser ein Sachbuch geworden als ein Roman
Bewertet mit 3.5 Sternen
Ein Kryptanalyst (Tomás Noronha) wird von einem iranischen Ministerium um die Entschlüsselung zweier vermeintlicher Rätsel in einer Arbeit Albert Einsteins gebeten. Was er zuerst nicht weiß: als Inhalt dieser Arbeit vermutet man die Anleitung zum Bau einer billigen Atombombe. Schnell gerät der Protagonist zwischen die Fronten, denn der amerikanische Geheimdienst will die Arbeit sicherstellen. Zusammen mit dem Leser bringt Tomás nach und nach (mit Zwischenstationen in einem iranischen Gefängnis, in Tibet und in Portugal) den Inhalt der Arbeit in Erfahrung und stellt fest, es geht um etwas ganz anderes als den Bau einer Atombombe. (Achtung Spoiler:) Es geht um nicht weniger als die Existenz Gottes, die angeblich in dieser Arbeit bewiesen wird.
Die wissenschaftlichen Theorien, die Verwebung von Wissenschaft und Religion - das schildert Dos Santos äußerst interessant und verständlich. Naturgemäß wird es immer komplizierter und gipfelt zum Schluss in komplexen Thesen, aber der Leser wird sehr gut an die Hand genommen und soweit möglich bleibt er von Fachbegriffen verschont. Hochspannend, gerade aufgrund der stückweisen Entwicklung der Schilderungen. Was leider störte, war die Geschichte zwischendurch. :) Der Protagonist und auch viele andere Personen bleiben blass und ohne Tiefgang, die Handlungen sind oft nicht nachvollziehbar, sogar unlogisch. Interessante Persönlichkeiten sind hier nur die Wissenschaftler, die Tomás die Theorien erklären. Und sie sind es nur dank ihrer Schilderungen.
Wäre dieses Buch mehr in Richtung Sachbuch gegangen (z. B. wie 'Fermats letzter Satz'), in dem es vorrangig um die Entwicklung bzw. Entdeckung der geschilderten Theorie ginge, wäre ich restlos begeistert. So muss ich leider feststellen: Wissenschaft ja, Belletristik ist nicht Dos Santos Stärke. Lesenswert auf jeden Fall, aber kein guter 'Roman'.