Wahlfamilie
Bewertet mit 4 Sternen
Constanze, Zahnärztin, Mitte 30, findet nach der Trennung von ihrem Lebenspartner keine Wohnung in Hamburg und zieht daher in eine WG. Diese bestand seit langer Zeit aus drei Personen. Da ist Jörg, Ende 60, Witwer, Wohnungseigentümer, er träumt von einer Reise mit dem Wohnmobil, die er mit seiner Frau leider nicht mehr machen konnte. Murat arbeitet im IT Bereich, ist Mitte 50 und kocht leidenschaftlich gerne. Er hält die Gruppe mit seiner Herzlichkeit beisammen. Anke ist Schauspielerin, ebenfalls Mitte 50 und wird leider nicht mehr gebucht. Sie ist leicht gefrustet und sieht in Constanze anfangs eine Konkurrentin.
Constanze mischt die eingefahrene Truppe durch ihren Einzug auf.
Die Autorin schreibt abwechselnd aus der Sicht der vier Protagonisten, so dass man gute Einblicke in die Gefühlswelten bekommt. Teilweise wiederholen sich die Geschehen, aber dann aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. So wirken diese ganz anders: eine interessante, aufschlussreiche Betrachtungsweise.
Die Gruppe geht sehr offen und emphatisch miteinander um. Allmählich wachsen die Vier zu einer Wahlfamilie zusammen, die füreinander einsteht, mehr als es manche Familie tun würde. Als Jörg an Demenz erkrankt, organisiert die Gruppe das Leben rund um ihn herum so, dass es weiterhin von zu Hause aus funktioniert.
Die liebenswerte Gruppe wird hier ein Stück des Wegs begleitet, gerne wäre ich noch ein wenig geblieben und hätte erfahren, was weiterhin geschieht. Dies Buch zu lesen war ein wenig wie ein Besuch in der WG, man mag nicht Alle gleichermaßen und erlebt Humor, Trauer, Freundschaft ... das Leben eben ... in seinen Längen aber auch Kapriolen.
Mich hat das Buch gut unterhalten.