Rezension

Wahn oder Wahnsinn?

Das Dorf
von Arno Strobel

Bewertet mit 5 Sternen

"Das Dorf", der neuste Thriller des Autors Arno Strobel konnte mich wieder einmal komplett überzeugen. Wahn und Wahnsinn liegen eng beieinander und mir war lange nicht bewusst, worauf der Autor hinzielen wird. Ich ließ mich komplett verwirren und mitnehmen in eine Geisterstadt an der Müritz, wo alles finster und bedrohlich auf mich gewirkt hat. Menschen die sich am Schmerz eines anderen Menschen ergötzen? Ein gruseliger Prolog geht der Story voraus und ist der Aufhänger,der sich durch die Seiten zieht. Lange blieb ich verwundert und fasziniert, von dem was Bastian Thanner erlebt. Letztendlich glaubte selbst ich an Wahnvorstellungen des Protagonisten. Es ist echter Wahnsinn, der uns hier begegnet und regelrecht fesselt. Mir gefiel schon in den vorherigen Thrillern, wie sehr es dem Autor gelingt seinen Personen Leben einzuhauchen und eine beängstigende Story zu spinnen. Sehr gut ist auch, dass ich es als nicht vorhersehbar empfunden habe und mich daher gespannt, auf die Auflösung am Ende des Buches stürzen konnte. Ich fühlte mich an der Nase herumgeführt und das ist, was mich schlussendlich begeistert zurücklässt. Eine Story, die seicht beginnt und sich rasant auf ihren Höhepunkt vorbereitet. Je mehr ich lese, umso mehr Informationen prallen aufeinander und sind doch nicht sinnig, sondern verwirren. Falsche Spuren werden gelegt, die sich erst nach und nach entwirren. Am Ende entlädt sich echter Wahnsinn, der mich bedrückt und dennoch wirklich großartig erdacht ist, um dem Buch das gewisse Etwas zu geben. Für mich war "Das Dorf" ein weiteres Highlight in meinem Lesejahr. Die Spannung die sich langsam aufbaut, um dann so unerwartet zu enden, das es den Leser schockiert? Ich bin komplett zufriedengestellt und meine hohe Erwartung, die ich an den Autor gestellt habe, hat sich erfüllen können. Am Ende klärt sich alles und führt endlich zu einem Ergebnis.

"Das Dorf" ähnelt nur in seinem knackigen kurzen Titel und der Covergestaltung seinen Vorgängern. Die Story ist definitiv anders gestrickt, obwohl mir auffällt, wie sehr dem Autor gelingt mit meinen eigenen inneren Ängsten zu spielen. Hier war es die Angst, mich in Wahnvorstellungen zu verirren und irgendwann selbst nicht mehr zu wissen, was richtig oder falsch ist. Außerdem nahm meine Angst lebendig begraben zu werden einen großen Raum ein und wurde recht lebendig in mir. Eigentlich eilt Bastian Thanner nur zur Hilfe, nachdem er die verzweifelte Stimme seiner Exfreundin hört und gerät dadurch selbst in seine eigene Spukgeschichte. Atemlos und voller Spannung verfolge ich die Handlung und lasse mich mitnehmen in menschliche Abgründe. 

Was ich ärgerlich finde, ist die Tatsache, dass man ein ganzes Jahr lang auf die Neuerscheinung gewartet hat und diese dann in wenigen Stunden beendet hat. Nun liegt ein weiteres Jahr vor mir, indem ich auf "Die Flut" warten werde, in dessen Leseprobe ich schon hineinschnuppern durfte. Im Anhang von "Das Dorf" befinden sich einige wenige Seiten, die erneut die Neugier schüren.