Rezension

wahnsinnig berührend- Johannas Macht(losigkeit)

Die Wahnsinnige - Alexa Hennig Von Lange

Die Wahnsinnige
von Alexa Hennig von Lange

Der neue Roman der Autorin Alexa Hennig von Lange handelt von der Geschichte Johannas von Kastilien, auch Johanna die Wahnsinnige genannt.

Es ist kein historisches Sachbuch, das sich nur auf Fakten konzentriert, vielmehr zeichnet die Autorin hier das Bild einer- zwar äußerlich sehr mächtigen- jungen, unverstandenen und einsamen Frau um 1500, die ihrer Zeit viel zu weit voraus war.

Ihr gesamtes Leben verbrachte Johanna als Gefangene. Ihre Mutter Isabella beherrschte ihr Reich vor allem durch die Unterstützung der Kirche. Mithilfe der Inquisition entledigte sie sich all ihrer Gegner und kam durch die Annektion deren Besitzes zu weiterem Reichtum und Land. Ihr ist Johannas eigene Sicht auf Gott und die Religion fremd, denn diese lehnt z.B. die Beichte vor Isabellas Bischof ab.

Da alle weiteren (männlichen) Thronfolger vor Johanna zum Teil unerwartet sterben, ist sie die nächste, die den Thron besteigen wird. Und so wird sie als politisches Puzzlestück immer dorthin geschoben, wo es richtig erscheint.

Mit 16 Jahren wird sie mit Philipp dem Schönen verehelicht. Und während Johanna tatsächlich verliebt in ihn ist und ihm in Folge 4 Kinder schenkt, betrügt Philipp sie immer wieder. Johanna jedoch kann mit diesen Demütigungen nicht umgehen.

Sie bemüht sich, ihre Kinder nicht zu lieben, damit man diese nicht auch noch gegen sie einsetzen kann.

In der heutigen Zeit hätten sicherlich viele Verständnis für diese junge, gebeutelte Frau, die sich nur etwas Freiraum durch Wutanfälle, Verweigerung von Anordnungen oder eben der Nahrung verschaffen kann. Nur über ihren Körper scheint sie selbst bestimmen zu können. Doch auch das stimmt nicht ganz, denn als sie Philipp nach Jahren der Trennung und einer kräftezehrenden Überfahrt wiedersieht, ignoriert ihr Herz ihren Verstand.

Und erneut verrät Philipp sie.

Diese Unterdrückung- (hauptsächlich) durch die männlichen Herrschenden- sorgen bei Johanna erst recht für Widerwillen. Doch weder hat sie Verbündete noch kann sie sich auf ihre Macht als Königstochter und später(e) Königin berufen. Zeit ihres Lebens bleibt sie allein. Und einsam.

Die Autorin schafft ein sehr bildgewaltiges und vor allem emotionales Werk. Ein Grund mehr, sich mit der historischen Figur Johannas weiter auseinanderzusetzen.