Rezension

Wahnsinnig gut

Deutscher Meister - Stephanie Bart

Deutscher Meister
von Stephanie Bart

Bewertet mit 5 Sternen

1933 in Deutschland, die Nationalsozialisten terrorisieren das Land. Adolf Hitler schrieb bereits in seinem Propaganda Buch „Mein Kampf“, dass Sport wichtig sei und besonders Boxen sei der Inbegriff davon, die gesamte männliche Bevölkerung solle zu den Boxhandschuhen greifen. Parallel dazu wird die Gesellschaft „gereinigt“ und auch der Boxverband ist davon betroffen. Jüdische Boxer, Trainer, Manager und Schiedsrichter werden ausgeschlossen und geächtet. Auch der amtierende Deutsche Meister im Mittelgewicht ist davon betroffen, doch kann der Kampf nicht abgesagt werden, da die Massen sich bereits darauf freuen. Nur ein Boxer könnte die Fans besänftigend. Ein Spitzenboxer, gesegnet mit einem großen Talent und einem Kampfstil, der mit dem von Muhammad Ali verglichen wird, und obendrein ein Sexsymbol: Johann Wilhelm Trollmann hat alles um der Star zu werden. Doch auch Trollmann passt nicht ins Schema der Nazis, er ist ein Sinti und seine Abstammung macht es unmöglich, Titel und Ruhm zu erlangen. Er gewinnt den Kampf um die Deutsche Meisterschaft, den Titel wird er aber niemals tragen...

Stephanie Bart erzählt ein halbes Jahr aus dem Leben dieses Boxers, der nicht nur durch seine exzellente Beinarbeit auffiel. Das Erzähltempo ist sehr hoch, die Beschreibung der Kämpfe und des Trainings gelingt der Autorin hervorragend und dem Leser klopft das Herz, als ob er selbst in der Halle steht und die Geraden und Schlägen verfolgt. Handelnde Protagonisten geben sich den Staffelstab in die Hand und erzählen ihre eigene Geschichte. Kurze, knappe Sätze – der Leser fühlt wie im Film mit und unternimmt eine Zeitreise ins Berlin der 1930er Jahre und lacht über die Berliner Schnauze.

Der Autorin gelingt es, ein Einzelschicksal aus der Nazizeit packend und emotional aufgeladen darzustellen. Die Ungerechtigkeiten und die Schikanen, denen Trollmann sich ausgesetzt sah, rufen beim Leser Kopfschütteln und auch ein wenig Wut hervor. Dieses Buch stellt ein Mahnmal dar, dass so ein fürchterliches Unrecht nie wieder passieren darf und zugleich ist es ein Sportbuch, mit einer packenden Sportreportage, die sich vor keiner Radioübertragung verstecken muss.