Rezension

Wahre Freundschaft in beeindruckender Bergwelt

Acht Berge
von Paolo Cognetti

Bewertet mit 5 Sternen

Pietro und Bruno verbindet eine lebenslange Freundschaft. Als Kinder lernen sie sich kennen, streifen durch die Berge, erkunden die verlassenen Häuser und Höfe, folgen dem Wildbach bis zu seiner Quelle. Als es zwischen den Vätern der beiden Jungen zu einer Auseinandersetzung um Brunos Zukunft kommt, trennen sich die Wege der beiden zunächst. Pietro will sich im Laufe der Zeit seinen Traum erfüllen und als Dokumentarfilmer in die Welt ziehen, Bruno kann sich ein Leben ohne die Berge und seinen Heimatort nicht vorstellen. Doch auch Pietro bleibt den Tälern und Schluchten immer verbunden. Das Vermächtnis seines Vaters, einem begeisterten Bergwanderer, fällt ihm zu, und er kehrt in Abständen zurück in die Abgeschiedenheit, die Ruhe und das einfache Leben. Und zu einer Freundschaft, die fast keine Worte braucht und verlässlicher kaum sein könnte.

Über drei Jahrzehnte lässt Paolo Cognetti die Leser aus der Sicht Pietros an einer wahren Freundschaft und einer faszinierenden, gewaltigen Natur teilhaben. Ich bin schon immer gern am Meer und genieße die Ruhe. Dieses Buch hat mir die Begeisterung für die Berge nahe gebracht. Großartige Bilder, wütende Naturgewalten und einen einzigartigen Einblick in die Welt der Menschen, die unter einfachsten Bedingungen in den Bergen leben und ihr Auskommen finden, haben mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Wie wollen wir leben? Welche Träume erfüllen wir uns? Was zählt wirklich im Leben? „Du bist derjenige, der kommt und geht, während ich bleibe, genau wie immer.“ Bruno hat sein Leben, seinen Traum gefunden. Kraftvoll und zugleich sensibel zeichnet Cognetti seine Figuren. Beinahe kann man die geladene Stimmung zwischen Pietro und seinem Vater greifen, die Dissonanzen zwischen Pietros Eltern hören. Und doch gelingt es, die Geschichte immer wieder auf die Berge zu fokussieren. Die Berge, die Pietro und Bruno auf außergewöhnliche Weise verbinden. Hier, wo die Zeit still zu stehen scheint. „Ich verstand plötzlich, was passiert, wenn man geht, nämlich dass die anderen ohne einen weiterleben.“

In einem im Leseexemplar abgedruckten Interview mit Paolo Cognetti wird erwähnt, dass ein Rezensent „Acht Berge“ als das männliche Pendant zu Elena Ferrantes „Meine geniale Freundin“ bezeichnet hat. Und genau an dieser Stelle hat sich in mir heftiger Widerspruch geregt. „Acht Berge“ erzählt ganz poetisch von einer echten Freundschaft und beschreibt eine beeindruckende Natur. Zwei Bücher. Ein Apfel und eine Birne.

Ein außergewöhnliches Buch, das eine absolute Leseempfehlung von mir bekommt!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 21. September 2017 um 20:20

Ja, es war soo schön. Und es war schön, es gemeinsam in einer LR zu lesen!

Buchliese kommentierte am 21. September 2017 um 21:02

Ich hab auch extra im Buchladen nochmal im Verkaufsexemplar nachgesehen: Die Vorbemerkungen und das Interview sind nur in den Leseexemplaren enthalten. Sehr schade, da haben wir wohl Glück gehabt!

 

wandagreen kommentierte am 21. September 2017 um 21:08

Das steht uns doch zu!

katzenminze kommentierte am 26. September 2017 um 16:07

Das hört sich echt schön an. Hätte ich von alleine aber nie zu gegriffen. Und Berge erinnern mich immer so an die Arbeit (in einem Backpacker Store...). Jetzt bin ich am grübeln ob ich es lesen möchte.

Buchliese kommentierte am 26. September 2017 um 16:52

Natürlich möchtest du dieses Buch lesen! Was für eine Frage ... ;-)

 

katzenminze kommentierte am 26. September 2017 um 17:00

Hab ich mir doch gedacht, dass ich das will... ;)