Rezension

Wahre Geschichte zum Hören

Roter Herbst in Chortitza - Tim Tichatzki

Roter Herbst in Chortitza
von Tim Tichatzki

Die Deutschen haben das Dorf Osterwick 1919 verlassen. Dort leben Maxim und Willi in einer menonitischen Gemeinschaft. Und die Entwicklung dieser beiden freunde sind Hauptinhalt des Buches. Die Irrungen und Wirrungen des Ersten Weltkrieges münden in einer Diktatur und diese historischen Ereignisse prägen 

Das Cover zeigt schon was Programm ist. Ein Junge der mit seiner roten Sowjetfahne durch die Gegend streift, vermeintlich ziellos. Das Hörspiel kommt leider nur in einer Papphülle daher, was prinzipiell sicherlich umwelttechnisch super ist, die Langlebigkeit des Produktes aber nicht fördert.
Die Handlung ist wahnsinnig fesselnd. Sie splittet sich immer mal wieder auf, begleitet verschiedene Protagonisten ohne jemals die beiden Protagonisten Maxim und Willi aus den Augen zu verlieren. Die Aufarbeitung der Geschichte von Russlanddeutschen ist wirklich interessant. Es gibt viele historische Merkmale und ich vertraue einfach mal darauf, dass es wahre Begebenheiten sind, sowie der Klappentext impliziert.
Während also Willi seiner Herkunft treu bleibt, und friedlich irgendwie gegen das System kämpft oder doch irgendwie mit, ist Maxim ein kleiner Krieger und wird dann doch ein Folgender der Diktatur. Die Charaktere sind toll ausgearbeitet und zeigen eine wirklich interessante und irgendwie nicht ganz so vorhersehbare Entwicklung.
Der Sprecher ist total toll. ich muss es einfach so salopp ausdrücken, er schafft es mich vollkommen zu überzeugen. Er ist sehr ruhig und unaufgeregt. Auch die einzelnen Figuren werden gut differenziert.

Ein Stück Geschichte, dass in meinen Augen viel zu kurz kommt. Die Bevölkerungsgruppe der Russlanddeutschen hat eine wirklich interessante Kultur und einen interessanten Weg in der Geschichte hinter sich. Dieses Hörbuch kann ich uneingeschränkt empfehlen!