Rezension

Wahre Schönheit kommt von innen

Vor uns das Leben - Amy Harmon

Vor uns das Leben
von Amy Harmon

Bewertet mit 5 Sternen

Der erste Satz:
"Die alten Griechen glaubten daran, dass alle Seelen, gleich ob gut oder schlecht, nach dem Tod in das Königreich des Hades in der Unterwelt hinabfahren und dort für alle Ewigkeit weilen würden", las Bailey laut vor.

Meine Meinung:
Inhalt
Fern verliebte sich auf den ersten Blick in den wundervollen Ambrose. Er ist Star des Ringers-Team, schaut toll aus und scheint auch nicht dumm zu sein. Fern ist hin und weg und redet auch mit ihrem Cousin und bestem Freund Bailey häufig über ihre Gefühle zu Ambrose, doch dieser scheint sich für Fern nicht zu interessieren...
Nach der Schule entscheidet sich Ambrose nicht, wie alle gedacht haben, dafür das Stipendium eines College anzunehmen und somit seine Ringer-Karriere weiter zu treiben, sondern geht zur Armee. Er möchte für sein Land kämpfen, denn tief sitzen noch die Ereignisse des 11. Septembers in seinen Knochen. Es sollen nur ein paar Monate sein, die er und seine Freunde entfernt von seiner Heimat verbringen, doch so weit soll es gar nicht erst kommen: Ambrose kehrt als einzig Überlebender nach Hause zurück und nichts ist mehr so, wie es vorher war.

"Bailey ist so besonders, weil das Leben ihn zu etwas Besonderem gemacht hat ... vielleicht nicht äußerlich, aber innerlich. Innerlich sieht er auch wie Michelangelos David. Und wenn ich ihn ansehe, wenn du ihn ansiehst, dann sehen wir genau das."
Zitat aus "Vor uns das Leben" 

Charaktere
Fern glaubt immer an das Gute im Menschen. Ihr Herz ist so warm und voller Liebe, dass man sie einfach mögen muss. Tief in ihrem Inneren glaubt sie an die eine, romantische, ewig anhaltende Liebe. Sie hat keine gute Meinung über sich selbst, findet sich gar hässlich, dabei ist ihr Innerstes so wunderschön, wie ein Sonnenuntergang.
Ambrose, der Star des Ringer-Teams hat sein Herz am rechten Fleck. Er ist sehr beliebt in der gesamten Schule. Fern nimmt er zu Schulzeiten meist nur als die Cousine von Bailey und die Tochter des Pfarrers wahr. Ein wirkliches Interesse scheint von seiner Seite aus, aber nicht vorhanden zu sein.
Bailey ist der Sonnenschein in diesem Buch. Ihm hat das Schicksal übel mitgespielt und doch ist er ein totaler Optimist. Er lässt sich von nichts und niemandem unterkriegen und macht sogar makabere Witze um sein eigenes Schicksal.

"Woher hast du gewusst, dass ich dich brauche?" [...]
"Weil ich dich gebraucht habe."

Zitat aus "Vor uns das Leben"

Gesamt
Ich bin immer noch fix und fertig. Dieses Buch hat mich emotional in ein Tal der Tränen geworfen und das sogar ziemlich heftig. Zwar habe ich mit einer solchen Wendung gerechnet, in wie fern sie mich jedoch getroffen hat: Damit habe ich nicht gerechnet!
Aber mal von vorne:
Als ich anfing die Geschichte zu lesen, war ich von dem Schreibstil der Autorin schon total begeistert. Mich haben gleich auf den ersten Seiten die Protagonisten schon sehr von sich überzeugen können und auch ihre Gefühle schwappten auf mich über. Allen voran Fern ist so ein unfassbar süßes Mädchen, dass ich sie am Liebsten ständig nur in den Arm genommen und geherzt hätte. Ihr Cousin Bailey toppt die Sympathie, die ich für Fern empfunden habe, allerdings noch um ein Weites:
Bailey ist an den Rollstuhl gefesselt, da er eine seltene Krankheit hat. Wo sich jeder andere verzweifelt abwenden und sich selbst bemitleiden würde, krempelt der Junge allerdings seine Ärmel hoch und ist so verdammt voller Lebensmut, dass ich ihn die gesamte Zeit über nur bewundert habe. Der "Kleine Kerl" hat eine enorme Stärke in sich, auf die man echt neidisch werden könnte. Immer an seiner Seite ist Fern, die ihm hilft, wo sie nur kann. Nicht nur der Verwandtschaftsgrad verbindet die Zwei, sondern auch eine enorm tiefe Freundschaft. Jeder ist für den anderen da. Ohne Nachzufragen, ohne irgendwas dafür zu verlangen. Es war für mich bezaubernd zu lesen, wenn Bailey und Fern erneut miteinander unterwegs waren und wie sie miteinander umgegangen sind.
Nachdem man alle Charaktere kennengelernt hat, gibt es einen kleinen Break. Ambrose ist mit seinen Freunden im Irak. Diese Geschichte wird ebenfalls erzählt. Amy Harmon schreibt in kursiver Schrift über deren Aufenthalt und was sich alles zugetragen hat. Sie schreibt von den Emotionen, die die Freunde durchleben und von ihrem Heimweh. Das alles geschieht auf einer Ebene, die ich einfach nicht beschreiben kann, weil mir die richtigen Worte dazu fehlen. Es war... irgendwie magisch. Ich habe mich selbst mit den Jungs zusammen gesehen. Ich war auch im Irak. Ich wollte sie überreden es anders zu machen. Ich bin zusammengebrochen. Und zwar tierisch. Nach einer gewissen Stelle konnte ich überhaupt nicht mehr weiter lesen, weil ich so unfassbar heftig weinen musste. An dieser Stelle habe ich nicht nur die Emotionen von Ambrose in mir aufgenommen, sondern auch jene von all den anderen Charakteren, die mit betroffen habe. Es traf mich mit einer solchen Wucht, dass ich Angst hatte zu fallen. Gerade als ich mich wieder beruhigt hatte, ging es jedoch wieder von vorne los...
Amy Harmon schreibt von Liebe, Sehnsucht, Freundschaft, Tod, Verbundenheit, und Vertrauen. Aber ebenso von Trauer, Hoffnungslosigkeit und Aufgabe. Dies alles verbindet sie in diesem wundervollen Roman und wird dabei niemals kitschig, unrealistisch oder überspitzt irgendwelche Dinge. Dadurch, dass die Erzählperspektiven wechseln und man als Leser auch einen sehr guten Einblick in die Vergangenheit der Protagonisten bekommt, hat man am Ende des Buches das Gefühl seine Freunde irgendwie verloren zu haben. Ich war so tief mit den Protas verbunden und so sehr mit der Geschichte verankert, dass ich immer noch völlig aufgelöst bin.
Es ist ein wundervolles Buch, was in keinem Bücherregal fehlen sollte.

Fazit:
Positiv
Das gesamte Buch ist positiv zu bewerten. Von den Charakteren, bis hin zu der Geschichte an sich. Die wechselnden Perspektiven machen es dem Leser sehr leicht sich mit jedem der Protas identifizieren zu können. Ich habe sie sehr lieb gewonnen.
Besonders Bailey war für mich der Sonnenschein schlechthin. Trotz seines "Handycaps" sieht er stets das Positive und lässt sich niemals unterkriegen.
Die Freundschaft, die sich zwischen den Protagonisten im Laufe der Geschichte immer weiter entwickelt ist eine ganz Besondere.
Hervorheben möchte ich außerdem, dass es sich bei diesem Buch keinesfalls nur um eine Liebesgeschichte handelt, sondern durchaus auch noch andere Themen angesprochen werden, die leider - immer noch - aktuell sind.
Eine der besonderen Botschaften im Buch: Wahre Schönheit kommt von innen! Was ich hiermit unterschreiben möchte.
Negativ
Nichts!
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