Rezension

Wahrheit oder Lüge

Die Regeln des Schweigens - Tino Schrödl

Die Regeln des Schweigens
von Tino Schrödl

Bewertet mit 3 Sternen

MEINUNG: 
Der Inhalt des Buches klang sehr vielversprechend, weshalb ich sehr neugierig auf das Buch war. Geheimnisse, ein zwielichtiger Klub und vielleicht ein Hauch Nervenkitzel? Die Aussicht auf ein spannendes Buch, in dem nichts ist wie es scheint ließ mich das Buch voller Vorfreude beginnen.  Leider merkte ich allerdings nach spätestens der Hälfte des Buches, dass es nicht ganz dem entspricht, was ich erwartet habe. Anders als gedacht, ist hier in der Handlung leider vieles vorraussehbar und auch die Spannung hält sich eher im Mittelfeld. Nachdem ich mich jedoch damit abgefunden hatte, dass hier mit anderen stilistischen Mitteln gearbeietet wird, konnte ich mich auch bis zum Ende auf die Geschichte einlassen und Gefallen daran finden. Dennoch musste ich mir etwas Zeit lassen, um diesen Roman zu bewerten, da ich es als nicht ganz so leicht empfunden habe.

In "Die Regeln des Schweigens" begleitet der Leser den jungen Einzelgänger Phil, der die Welt um sich herum auf eine ganz spezielle Art und Weise wahrnimmt. Er wirkt sehr kritisch und ungefestigt in seiner Rolle, was ihn zu einem durchaus authentischen Charakter macht. Sein komplettes Denken und Handeln mag nicht immer logisch sein, aber dennoch nachvollziehbar. Die Charaktere des Klubs sind teilweise etwas schlichter gezeichnet, was jedoch an sich nicht schlecht ist. So wird es für den Leser nicht ganz einfach die anderen Mitglieder einzuschätzen und man fragt sich, ob der eine oder andere vielleicht noch mehr Geheimnisse hat, als er bereits offenglegt hat.

Hier liegt jedoch auch gleichzeitig das Problem. Der Klub sammelt Geheimnisse, schreibt jedoch jede Neuigkeit ohne zugehörigen Namen auf. Dementsprechend ist es nicht nachvollziehbar, ob die Geheimnisse der Wahrheit entsprechen oder erlogen sind. Zudem wird auch schnell deutlich, dass viele der Geheimnisse nur auf Vermutungen basieren. Vieles wird in den Raum geworfen, doch nur wenig davon wird aufgelöst. Dies empfand ich nicht einmal als zu tragisch. Nur baute sich durch die vielen neuen lose gesponnenen Handlungsfäden keine wirklich spannende Story auf. Viel Potenzial war da, doch vieles blieb ungenutzt. Somit hätte man beispielsweise zu der Geschichte über die Brandstiftung noch einiges an Spannung herein bringen können. Ich will nicht spoilern, aber so wie der Roman aufgebaut war, war das Ende schließlich nur wenig überraschend und man konnte sich schon vor der Halbzeit denken, dass es so enden könnte.

Nichts desto trotz gefiel mir der lockere, manchmal auch sarkastische Schreibstil des Autors sehr gut. Gerade für Jugendliche ist ein schnörkelloser, einfacher Schreibstil wie dieser genau richtig. Auch die Art und Weise, wie Jugendlichen vermittelt wird, dass der erste Eindruck nicht immer der Richtige sein muss gefiel mir. Hier wird in einigen kleinen Szenen deutlich, dass man nicht alles glauben soll, was man hört und zudem auch mit wilden Vermutungen vorsichtig sein sollte.

FAZIT: 
Wer keine allzu verzwickte Handlung erwartet und gerne auch mal einer eher seichten Dramaturgie folgen will, kann hier getrost zugreifen. Der Schreibstil ist einfach und unkompliziert gehalten und hat glücklicherweise auch nur wenige Längen. Dadurch bleibt der Roman trotz fehlender Spannung zumindest unterhaltsam.