Rezension

Waldheimat

Jahresringe - Andreas Wagner

Jahresringe
von Andreas Wagner

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Was ist Heimat?" oder "Mein Freund, der Wald"

In "Jahresringe", Andreas Wagners mit einem mich ansprechenden Cover versehenen großartigem Roman, werden am Beispiel der nach dem 2. Weltkrieg aus Ostpreußen vertriebenen Leonore Klimkeit, ihrem Sohn Paul und dessen Kindern Jan und Sarah über nahezu ein dreiviertel Jahrhundert Begriff und Bedeutung "Heimat" behandelt.

Leonore kommt mit 13 (gibt sich jedoch als 21 aus) in einem kleinen Dorf zwischen Köln und Aachen an, erfährt dort aber als aus dem Osten stammende und zudem auch noch evangelische Ortsfremde nur Ablehnung und findet schließlich bei dem freundlichen Moppenbäcker Jean Immenrath, genannt Hannes, und seiner Mutter Anna Unterschlupf und Arbeit und im (Bürge)Wald Frieden und Trost.

Als ihr nichtehelicher Sohn Paul 12 Jahre alt ist, wird sie erneut heimatlos, denn das Dorf und der Wald müssen dem Braunkohle-Tagebau weichen.
Jahre später stehen sich Leonores Enkel in dem als "Hambacher Forst-Konflikt" einer breiten Öffentlichkeit bekannt gewordenen Umweltstreit als erbitterte Gegner gegenüber.
Autor Wagner stellt uns fair die Interessen beider Seiten vor: Arbeitsplätze und Energieversorgung hier und Natur- und Umweltschutz dort. Sein Werk regt dazu an, sich selbst Gedanken über die eigene Definition des Begriffes Heimat zu machen, sowohl des rein persönlichen Umfeldes als auch unseres Heimatplaneten Erde. Es hat mir, abgesehen von gewissen "übersinnlichen" Szenen, sehr gefallen.