Rezension

"Walnut Shell Days"

The Farm Girl's Dream - Eileen Ramsay

The Farm Girl's Dream
von Eileen Ramsay

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Geschichte in Schottland zur Zeit des ersten Weltkriegs. Geliebt und umsorgt wächst Victoria Cameron mit ihrer Mutter und ihrem Großvater auf dessen Farm auf. Als der Großvater stirbt, sind Victoria und ihre Mutter gezwungen, die Farm zu verlassen und in Dundee in bescheidenen Verhältnissen ein neues Leben anzufangen. Victoria übernimmt sogar die knochenharte Arbeit in der Jute-Weberei, um etwas Geld beisteuern zu können. Zum Glück haben die beiden die tatkräftige Unterstützung ihrer Freunde und ehemaligen Nachbarn, so dass sich ihre Situation wieder verbessert. Währenddessen tobt der erste Weltkrieg und bringt viel Leid. Junge Männer sterben auf den Schlachtfeldern oder kommen körperlich und seelisch verletzt wieder nach Hause. Erst allmählich gewinnt das normale Leben wieder die Oberhand. Es wird geliebt und geheiratet, es werden Kinder geboren. Es gibt wieder schöne Tage, die es wert sind, dass man die Erinnerung daran bewahrt. Victoria hatte von ihrem Großvater gelernt, diese "walnut-shell-days" zu bewahren (Walnuss-Schalen-Tage: man legt die schönen Erinnerungen in eine Walnuss-Schale, um sie für später zu bewahren, damit man in schlechten Zeiten von den schönen Erinnerungen zehren kann) und auch nach dem Tod ihres Großvaters sammelt sie weiter solche Erinnerungen, die sie durch die schwierigen Zeiten in ihrem Leben tragen.

Auch wenn Victorias Kindheit schön war und es zwischendrin immer wieder positive Ereignisse gab, habe ich die Grundstimmung des Buches als melancholisch empfunden. Das Leben und das Schicksal zu diesen Zeiten war eben hart - und Victorias nichtsnutziger Vater John hat noch einiges an Leid hinzugefügt.
Mit dem Ende der Geschichte für Victoria, ihrer Mutter und den meisten in deren Umfeld bin ich zufrieden. Mich hätte nur noch interessiert, was aus John Camerons mexikanischem Sprössling geworden ist.

Wer hier eine Highland-Romanze oder ähnliches erwartet, könnte vom Buch enttäuscht sein. Victoria ist wirklich nicht der romantische Typ und in diesem Buch geht es um etwas ganz anderes: in schweren Zeiten trotzdem noch die schönen Dinge erkennen, sich durch solche Zeit durchkämpfen, Zusammenhalt, die Liebe zu seinem Zuhause. Das Buch beschreibt, wie ich finde, authentisch die Lebensumstände zu dieser Zeit. Auch die Entwicklung der Rolle der Frauen, die einerseits während des Krieges in den Fabriken ihren Mann stehen, andererseits um Dinge wie das Frauenwahlrecht kämpfen, ist ein Thema im Buch, das übrigens schon einmal vor 20 Jahren unter dem Titel "Walnut Shell Days" erschienen ist.