Rezension

Wann werde ich endlich verrückt?

Durst ist schlimmer als Heimweh - Lucy Fricke

Durst ist schlimmer als Heimweh
von Lucy Fricke

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt

"Ihre Jugend war hier zu Ende, und Judith wäre jetzt gerne allein gewesen. Denn schon das Wort Gruppenabend hatte Panik in ihr ausgelöst. Judith verabscheute Gruppen, Gruppenspiele, Gruppensport, das klang für sie nach dem Befund einer tödlichen Krankheit: Es tut mir leid, aber Sie haben Gruppe. Wie konnte ausgerechnet sie in einer betreuten Wohngemeinschaft landen? Ohne Drogen, ohne Waffen, dafür an jeder Ecke etwas, das sie Hilfe nannten."

Mich hat dieses Buch vor allem aufgrund seiner psychologischen Aspekte gereizt. Diese kommen hier auch nicht zu kurz. Die Gefühlswelt Judiths wird gut beschrieben und passt sehr zu den Gedankengängen eines Suchtkranken. Allerdings springen ihre Gedanken immer wieder hin und her, was es dem Leser sehr schwer macht, immer problemlos mitzukommen. Zusätzlich ist das Buch nicht chronologisch aufgebaut, weshalb man dieses Buch auch nicht einfach so nebenbei lesen kann.
Das Lesen wird aber zumindest durch die kurzen Kapitel relativ erleichtert, auch wenn das die Sache zugleich erschwert, weil man sich immer wieder neu einfinden muss. Der Leser weiß nie so recht, was einen zunächst erwartet. Das klingt allgemein positiv, ist hier aber nicht positiv gemeint, weil es das Lesen ungemein anstrengender macht.

Trotz der relativ vielen Informationen über die Personen konnte ich leider nie wirklich mit ihnen warm werden bzw. eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Das ist für mich aber bei einem Buch, das mich bewegt und vom Hocker haut, ein wichtiger Bestand. Dementsprechend mittelmäßig hat mir das Buch deswegen auch leider nur gefallen.

Leider muss ich auch gestehen, dass das Cover und der Titel des Buches mehr hergeben als das Buch selbst. Aber vielleicht liegt das auch einfach daran, dass ich ein Problem mit den Suchtkranken habe. Da das Buch auch nur gut 170 Seiten hat, ist es schwierig, so wirklich in diese Welt abzutauchen, da es schon endet, bevor man sich überhaupt richtig einfinden konnte.
Dass einen dann auch noch ein offenes Ende erwartet, empfand ich persönlich als passend, da Judith selbst so wankelmütig und unentschlossen in Bezug auf ihre eigenen Entscheidungen ist, dass es nicht gepasst hätte, wenn sie dann am Ende auf einmal den super Plan gehabt hätte.

Aufgrund der fehlenden Beziehung konnte mich das Buch leider nicht fesseln. Dennoch ist es ein abschreckendes Beispiel für ungehemmten Alkoholkonsum und regt zum Nachdenken an!