Rezension

War ganz nett

Daisy Jones and The Six - Taylor Jenkins Reid

Daisy Jones and The Six
von Taylor Jenkins Reid

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich muss gestehen, etwas skeptisch war ich schon. Eigentlich sind Rockstars in Büchern nicht ganz mein Fall. Andererseits steh ich total auf Rockmusik der 60er und 70er Jahre. Nicht das ich mich wahnsinnig gut auskennen würde, aber die Musik an sich gefällt mir. Und wer z.B. Stairway to Heaven nicht als geniales Musikstück ansieht, hat eh keine Ahnung ;) 

​Zugegebener Maßen ist aber tatsächlich das ein bisschen eines der Probleme von "Daisy Jones and the Six". Man hat keine echte Musik dazu. Ich glaube es hätte durchaus zur Atmosphäre beigetragen, wenn man echte Lieder gehabt hätte, die man nebenbei hören könnte. So bleibt die Musik, die die Band im Roman so riesengroß hat werden lassen sehr blass und nicht wirklich greifbar. Das sorgte bei mir allerdings auch dafür, das die Bedeutung der Band, die Taylor Jenkins Reid ihr gibt, ebenfalls nicht richtig greifbar bleibt. Eine der größten Bands aller Zeiten??? Joah schön das zu lesen, aber gefühlt habe ich es ehrlich gesagt nicht. 

Das Ganze liest sich wie eine ellenlange Reportage von Bandmitgliedern. Wie man das eben so aus anderen vor allem dokumentarischen Portraits kennt. Inklusive aller möglichen Anekdoten, wie man sie erwartet, wenn jemand über Rockmusik spricht. Vor allem natürlich über die Rockmusik der Vergangenheit - niemand möchte von Musikern lesen, die sich auch heute noch mit Drogen voll stopfen und damit zeigen, das diese Ära alles andere als wirklich vorbei ist. Gleichzeitig wirkte das auf mich aber eben auch so künstlich. Natürlich sind alle verrückt nach Drogen, Groupies und streiten sich innerhalb der Band - jede große Rockband die was auf sich hält, hat mindestens einen legendären Streit oder eine Trennung in Petto. Im Grunde beschreibt Reid eben so eine Band und zeichnet ein Bild der 70er Jahre, wie es in einer Doku zu sehen ist, in der eine Band sich selbst zur Ikone hochstilisiert, ein paar mehr oder weniger schockierende Geschichten zum besten gibt - nichts wirklich richtig schlimmes, nicht das dann der Verkauf der Alben ins Stocken geraten könnte und nichts, was den Legendenstatus wirklich in Gefahr bringen würde. Aber eben gerade genug, damit alles einen verruchten Touch hat. Ich gebe zu, nach einer Weile fand ich das einfach ermüdend. Für mich war das eben dieser gerade beschrieben Baukasten, den Reid abgehakt hat. Ein Häckchen nach dem anderen wurde gesetzt. Nach einer Weile fand ich auch den Interviewstil etwas langweilig. Es war dadurch sehr Anekdotenhaft. Das passt natürlich einerseits, weil so auch Erinnerung funktioniert. Gleichzeitig, fand ich das aber eben auch langsam nervig. Wenn das Buch dicker gewesen wäre, hätte ich das sicher nach einer Weile sogar abgebrochen. 

Der Interviewstil trägt auch dazu bei, das man die Dynamik innerhalb der Band nicht so richtig erkennen kann. Alle erzählen eben aus ihrem Blickwinkel, aber wie sie miteinander wirklich agiert haben bleibt im Dunkeln. Sie erzählen natürlich nur das, was sie erzählen möchten. Dadurch kommt man den Figuren aber auch nicht näher. Es bleibt irgendwie oberflächlich und distanziert. Das hat mir nach einer Weile ehrlich gesagt einfach nicht so viel gegeben. Es war jetzt kein wirklich schlechtes Buch, ich kam gut voran. Aber irgendwie konnte ich mir letztendlich denken, was zur großen Trennung geführt hat. Da die Autorin eben so viele Klischees über legendäre Rockstars bedient hat, war das alles einfach nicht so richtig überraschend. 

Die Autorin hat mit ihrem Buch bei den Ami-youtubern einen kleinen Hype ausgelöst. Und auf Goodreads hat das Buch einen der Goodreads-choiceawards bekommen. Nun ja, ich finde das die Interviewform hi und da vertuscht, das ohne sie, ehrlich gesagt weniger Substanz übrig bleibt. Die Geschichte alleine, ist nicht zunbedingt sehr weltbewegend oder innovativ. Mal eine andere Form für einen Roman zu verwenden, reicht einfach nicht aus. Aber das fand ich schon bei den Illuminae Akten, das in den USA auch so gehyped wurde.

​Nun ja, es war  kein kompletter Reinfall. Aber umgehauen hat es mich eben auch nicht. Es kam für mich nicht über ein gutes Mittelmaß hinaus. Ich denke, besonders lange wird mir das Ganze wohl nicht im Gedächtnis haften bleiben.