Rezension

War ganz ok, aber nichts was mir lange im Gedächtnis bleiben wird

Die Stille der Toten - Maximilian Rosar

Die Stille der Toten
von Maximilian Rosar

Bewertet mit 2.5 Sternen

Inhalt:

1967:

Als in Frankfurt am Main ein junger amerikanischer Journalist tot aufgefunden wird, versuchen Hauptkommissar Preussers Vorgesetzte den Mordfall schnell zu den Akten zu legen. Nicht nur war Samuel Mandel ein Beobachter der Ausschwitzprozesse, er war auch aus privaten Gründen in Deutschland. Fast seine ganze Familie war deportiert worden, wärend seine Eltern noch rechtzeitg aus Deutschland hatten fliehen können. Preusser hat zwar diese Vorgeschichte ein Motiv für den Mord darstellt, doch er kann die Zusammenhänge zunächst nicht rekonstruieren. Was wollte Mandel in Berlin? Warum war sogar in einem Archiv, das keine Opfer sondern Täter speziell aus der SS und den Wachmannschaften der KZs katalogisiert? Im weiteren Verlauf der Ermittlungen treten immer mehr Wahrheiten ans Licht, die einige Leute unbedingt unter den Teppich kehren wollen. Hinzu kommt, das Preusser selbst auch unter seiner Vergangenheit leidet, er kann lange Verdrängtes kaum noch zurück halten. Es beschleicht ihn immer mehr das Gefühl, das auch der Mord an Mandel ein Geheimnis aus der NS Zeit offen legen wird. Doch was genau hatte er herausgefunden? Als weitere Morde passieren wird klar, Mandel hat mit seiner Recherche in ein Wespennest gestochen... Preusser hat aber unterschätzt, wie nah er dem Umfeld des Täters wirklich ist...

 

Meine Meinung:

Solider Kriminalfall. Allerdings hat mich die historische Komponente weniger überzeugt. Vor allem deshalb, weil ich finde, das der Autor diese einfach nicht gelungen in die Handlung eingebaut hat. Vieles ist zu sehr aus heutigem Blickwinkel geschrieben und es wird nicht glaubwürdig vermittelt dass, das Thema Holocaust ein absolutes Tabu war, über das die Generation nicht sprach. Vieles wird auch zu sehr abgehandelt, sodass man fast schon eine Liste abhaken kann. Man könnte sagen der Autor bemüht sich einfach zu sehr darauf hinzuweisen, was man alles so über die 60er Jahre aus heutigem Blick sagt. Nur die Figuren handeln nicht wirklich so oder sprechen über Dinge, die sie so damals nie gesagt hätten. Das wirkt an den betreffenden Stellen zu sehr wie aus einem Leerbuch und nicht wie ein echtes Gespräch.

 

Anderes das inhaltlich glaubwürdiger wirkt, ist mir trotzdem zu hölzern geraten. Alles in allem fand ich einfach den Schreibstil des Autors nicht so gelungen. Das ist natürlich auch eine Geschmacksfrage, aber ich persönlich fand dadurch dann die Figuren ebenfalls nicht überzeugend.

Kommissar Preusser hat eine Vergangenheit die er verständlicherweise verdrängen möchte. Ich fand aber, das seine Geschichte so gezwungen in die Handlung eingebaut wurde. Schade.Denn der psychologische Aspekt an sich, ist für mich auch interessant gewesen.

Trotzdem kann man schon auch erkennen, das gerade auch die Polizei und der restliche Justizapparat durch die Tatsache, das die Beteiligung von Justiz und Polizei am Holocaust nicht aufgearbeitet wurde. Oder nur soweit, wie es Beteiligten die ihre Taten vertuschen wollten passte. Nach wie vor war die ganze Gesellschaft durchzogen von diesen Tätern, speziell im Medizin und Justizbereich wurde das lange Zeit vertuscht, ignoriert und nicht aufgearbeitet. Weder im öffentlichen Diskurs noch in der wissenschaftlichen Betrachtung.

 

Der Mordfall selbst ist finde ich, durchaus interessant und als Fall an sich auch logisch aufgebaut. Allerdings fand ich einiges am Ende nicht so ganz rund. Vor allem die Handlungen des Kommissars, der damit meiner Meinung nach zwar zeigt, das Schweigen über die Vergangenheit in Deutschland zur Normalität wurde, aber den Schluss auch irgendwie pathetisch wirken lässt. Anderes war im weiteren Verlauf dann irgendwie zu vorhersehbar. Aber gleichzeitig waren manche Hintergründe auch spannend konstruiert, sodass man schon wissen wollte, wie genau das Ganze dann zusammenhängt.

Insgesamt für mich eine eher durchschnittliche Lektüre, die mich an einigen Punkten leider nicht abholen konnte. Das finde ich schade, da ich die Thematik des Romans sehr wichtig finde und es auch gut fand, das die Hauptfigur und auch weitere Figuren keine reine Weste hatten und damit nicht mal wieder das Klischee vom guten Nazi bedient wurde.

 

Danke an den Aufbauverlag für die Bereitstellung eines Lesexemplars (via Netgalley)