Rezension

War mir zu oberflächlich und nicht genug ausgearbeitet

Als du mich sahst - Robinne Lee

Als du mich sahst
von Robinne Lee

Bewertet mit 2 Sternen

Es geht um Kunst, Sex, Luxus und die Macht der Medien. Das Thema Altersunterschied in Beziehungen wurde dadurch in die Ecke gedrängt.

Solène begleitet ihre Tochter Isabelle auf ein Konzert einer bekannten Boygroup. Beim dortigen Meet and Greet wird sie von Hayes, einem der Bandmitglieder, angesprochen. Sofort sind beide voneinander fasziniert, und kurz darauf macht Hayes Solène überraschend an ihrer Arbeitsstelle ausfindig. Schnell entwickelt sich zwischen den beiden mehr, was unweigerlich Schwierigkeiten mit sich bringt. Denn Solène ist doppelt so alt wie Hayes und hat bereits eine Tochter im Teenageralter, die noch dazu Fan jener Boyband ist!

Der Klappentext hat mich begeistert, und ich habe mich sehr gefreut einen Liebesroman lesen zu dürfen, der sich auch dem Thema Altersunterschied annimmt. Mal was anderes! Doch im Nachhinein weiß ich gar nicht so richtig, was ich von der Geschichte halten soll.

Die ersten Kapitel waren für mich im Grunde ein großes Fragezeichen, denn etwa um Seite 40 herum war die seltsame „Flirtphase“ der Protagonisten bereits vorbei und man hatte ein „Arrangement“ getroffen, welches ich zuerst nicht so ganz verstanden hatte. Das alles ging mir viel zu schnell, ich hatte mich überhaupt nicht richtig warm gelesen. Warum sich die beiden ineinander verguckt hatten, blieb mir bis zum Schluss ein Rätsel. Die ganze Geschichte ist sehr oberflächlich gehalten, angefangen von der Beziehung, über den Charakter der Figuren, bis hin zu der Welt, in der beide Leben. Was mir aufgefallen ist, und mich sehr genervt hat, war die aufdringliche Erwähnung von Luxusmarken. Auch die beträchtliche Aufzählung von mir unbekannten Künstlern und Kunstwerken hat mich stellenweise etwas überfordert, es war einfach too much, zu unnahbar.

Den Charakter von Solène und Hayes konnte ich nicht richtig wahrnehmen, vor allem, weil sich diese Beziehung hauptsächlich zwischen den Beinen abgespielt hat. Ich denke, der Rockstar-Status von Hayes hat den Fokus des im Klappentext angepriesenen Themas abgelenkt. Wäre Hayes kein Promi gewesen, hätte man die Problematik des Altersunterschieds viel besser und tiefer herausarbeiten können. So mussten sich die Protagonisten mit Presse und Fans herumschlagen. Für das (viel zu abrupte) Ende wäre dann vielleicht auch eine andere Lösung möglich gewesen.

Ich gebe zu, nach etwa einem Drittel wollte ich das Buch abbrechen, denn ich fand es langweilig und nervig, dass sich Solène und Hayes rund um die Welt nur in den Betten gewälzt haben. „Aus Leidenschaft wird Liebe“ (Klappentext) konnte ich nicht wirklich erkennen. Dazu die vulgäre Sprache, die für mich auch nicht so ganz zu passen schien. Die ganze Situation war für mich unharmonisch. Vor allem konnte ich für beide Protagonisten keine echte Sympathie entwickeln, die Figuren waren für mich nicht stimmig. Das Alter der beiden passte meines Erachtens nicht zu deren Verhalten.

Ab etwa der Mitte des Buches gewann die Handlung mehr an Substanz, wobei ich jedoch in manchen interessanten Situationen wirklich viel verschenktes Potenzial sah. Hier wurden Umstände teilweise nicht genügend ausgearbeitet und letztendlich einfach fallengelassen.

„Als du mich sahst“ ist ein Roman mit hohem Erotik-Faktor. Ich hatte mir etwas anderes versprochen. Kurz: Zu wenig Tiefe – zu viele Oberflächlichkeiten.