Rezension

Warmherzig, klug und unterhaltsam

Ein Sonntag mit Elena - Fabio Geda

Ein Sonntag mit Elena
von Fabio Geda

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte lebt von den Personen, die sich einander wichtig sind, von den Beziehungen, auch von Bindungen und Brücken.

Einst war er als Brückenbauer in der ganzen Welt unterwegs, nun lebt er in seiner Wohnung in Turin. Seit acht Monaten ist er Witwer. An diesem Sonntag hat er seine älteste Tochter Sonia mit Familie zum Essen eingeladen. Doch während er zum ersten Mal in seinem Leben eine aufwendige Mahlzeit zubereitet, stürzt seine Enkelin und bricht sich einen Arm. So bleibt er zunächst mit sich allein.

Fabio Geda lässt die zweitgeborene Guilia die Geschichte ihres Vaters erzählen. Und darüber hinaus die ihrer Familie, schließlich auch die Elenas und weiterer Personen, und bettet alles in eigene Erinnerungen. Klug und poetisch, nachdenklich und detailreich wandelt sie zwischen Sezieren und Träumen. Sie jongliert mit originellen Vergleichen, die manchmal in ihrer Kreativität gewagt anmuten.

Wichtig sind die Begegnungen, das, was zwischen den Menschen geschieht. Fragil, gefährdet und existentiell sind die Gefüge, immerzu neuen Einflüssen ausgesetzt, wie Mobiles dem Luftzug. Und genau wie diese in ihren Wechselwirkungen dauerhaft aneinander gebunden.

Guilia lebt und arbeitet für das Theater, entsprechend narrativ gerät der Roman (Ich, die ich die Welt nur erzählerisch erfassen kann … S.123). Und vielleicht liegt hier auch das Geheimnis der Tiefe der Personen. Die wirken warmherzig, sympathisch, man möchte sie unmittelbar in das eigene Leben hinein lassen. Eine große Menge des sprichwörtlichen italienischen Familiensinns könnte die Verbundenheit erklären, die Nähe zueinander, das starke Bedürfnis nach Austausch mit- und Verständnis füreinander. 

Das alles gelingt ohne Klischee und ohne Kitsch. Allerdings erscheint der Inhalt, obgleich aufgrund des leichten und gleichzeitig tiefgründigen Schreibstils durchaus lesenswert, vielleicht nicht für jedermann von Belang oder von Interesse. Vielmehr kommt die Geschichte wie eine anspruchsvolle, wunderschöne und berührende Plauderei daher, eher ein Luxus als eine Notwendigkeit.