Rezension

Warmherzig und dramatisch-traurige Mutter-Tochter-Geschichte

Du erinnerst mich an morgen - Katie Marsh

Du erinnerst mich an morgen
von Katie Marsh

Eine Mutter-Tochter-Geschichte geprägt von der frühen Erkrankung der Mutter an Demenz. Ein sehr interessantes und tragisches Thema, welches mich nicht nur deshalb interessiert, da ich beruflich selbst nicht selten mit dementen Patienten zu tun habe.

Die Geschichte beginnt kurz vor der Hochzeit von Zoe und Jamie. Die Gesellschaft wartet bereits auf das Brautpaar, doch kurz bevor es losgeht, verlässt Zoe den Ort des Geschehens, da sie einen Hilferuf von ihrer Mutter bekommen hat, zu der sie zehn Jahre keinen Kontakt hatte. Gina scheint total verwirrt, sie wird bei der Polizei festgehalten, da sie angeblich etwas geklaut haben soll. Zoe, die ihre Mutter nach langer Zeit wieder gegenüber steht stellt fest, dass diese sehr verwirrt ist. Zoe kümmert sich um ihre Mutter und nimmt sie sogar bei sich auf, da es unmöglich scheint, dass Gina alleine lebt. Gina leidet an einer frühen Form von Alzheimer, was es unmöglich macht, die schwierige Vergangenheit zwischen Mutter und Tochter aufzuarbeiten. Doch später tauchen Briefe auf, Gina hat Zoe fast jedes Jahr an ihrem Geburtstag eine Nachricht geschrieben, anfangs sehr liebevoll während Zoes Kindheit, später auch geprägt von Verzweiflung über das Zerwürfnis der Beiden.

Diese Briefe tauchen im Buch bereits von Anfang an auf. Es gibt immer abwechselnd ein Kapitel aus der Gegenwart und dann wieder einen der Briefe in chronologischer Reihenfolge. Nach und nach habe ich als Leserin erfahren, was zum Streit zwischen Gina und Zoe geführt hat, und welche tiefgreifenden Ereignisse das Leben der beiden Frauen geprägt haben.

Meine Meinung: Für mich war es das erste Buch von Katie Marsh und ihr Schreibstil hat mir gleich gefallen. "Du erinnerst mich an Morgen" ist eine warmherzige Geschichte, die aber auch traurig, dramatisch und ein bisschen lustig daher kommt. Es geht hauptsächlich um das Verhältnis von Zoe zu ihrer Mutter Gina, aber auch um ihre jeweils ganz eigenen Geschichten die zu dem geführt haben, was die beiden Frauen heute sind.

Zoe und Jamie wollen heiraten, doch seit einem traurigen Ereignis, welches eng verknüpft ist mit Dingen, die in Zoes Vergangenheit passiert sind, läuft es in der Beziehung der Beiden nicht mehr rund. So kann es nicht nur Ginas Hilferuf sein, der Zoe dazu bringt, von ihrer eigenen Hochzeit zu fliehen. Zoe liebt Jamie, einerseits kann sie verstehen, dass er nach der geplatzten Hochzeit Distanz will und die Beziehung gescheitert scheint, doch andererseits möchte sie ihn zurück und um ihre Liebe kämpfen.

Während die Probleme von Zoe und Jamie für mich einen Sinn ergeben, kann ich nicht ganz verstehen, dass es zwischen Zoe und ihrer Mutter Gina zehn Jahre lang keinen Kontakt gibt. Ich mag Zoe, aber ihre Haltung Gina gegenüber empfinde ich als extrem stur und kindisch. Dass sie als Jugendliche sauer auf ihre Mutter ist und trotzig reagiert, das kann ich verstehen, aber sie ist inzwischen erwachsen geworden, hat eine eigene Firma auf die Beine gestellt und pflegt guten Kontakt zu ihrer jüngeren Schwester Llly. Ich bin der Meinung, dass sie als erwachsene Frau vernünftiger über das hätte nachdenken müssen, was zu dem Bruch zwischen ihr und Gina geführt hat, es hätte längst eine Versöhnung stattfinden können.

Am Ende der Geschichte überschlagen sich die Ereignisse ein bisschen zu sehr für meinen Geschmack. Es wirkt, als hätte die Autorin den Rest in zu wenig Seiten unterbringen müssen, wodurch ich ein paar Wendungen und Auflösungen nicht wirklich gut nachvollziehen konnte. Mir hat das Ende zwar gefallen, aber auf dem Weg dorthin hatte ich das Gefühl, in einer Art Schnelldurchlauf zu stecken.

Trotz meines leichten Unverständnisses für einen Teil der Geschehnisse hat mir das Buch sehr gut gefallen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, weitere Bücher der Autorin Katie Marsh zu lesen.