Rezension

Warmherzig und liebenswert

Die Mitternachtsbibliothek -

Die Mitternachtsbibliothek
von Matt Haig

Bewertet mit 5 Sternen

Wer kennt dieses Gefühl nicht? Dieses Gefühl, etwas verpasst zu haben, vermeintliche Chancen und Gelegenheiten nicht wahrgenommen zu haben. Es zu bereuen, die vermeintlich falschen Entscheidungen getroffen zu haben oder sie zumindest in Frage zu stellen.

 

Nora Seed leidet an Depressionen und mit 35 Jahren ist sie des Lebens müde, sieht keinen Sinn mehr darin, fühlt sich von allen verlassen und überflüssig und ihre Reue über bestimmte Entscheidungen ist grenzenlos.

Nora findet sich jedoch nach ihrem Selbstmordversuch in einer großen Mitternachtsbibliothek wieder und trifft dort auf ihre ehemalige Schulbibliothekarin Mrs Elm, eine für Nora wichtige Konstante aus ihrer Jugend.

Mrs Elm erklärt nun der verwirrten Nora, dass jedes dieser Bücher ein anderes Leben darstellt, ein Leben das Nora hätte führen können, wenn sie andere Entscheidungen getroffen hätte. Sie ermuntert Nora, verschiedene Bücher und damit Leben auszuprobieren, um dann vielleicht ein Leben zu finden, das Nora „passt“ und wo sie sich zu Hause fühlt.

 

Die Idee einer Mitternachtsbibliothek finde ich einfach großartig!

Auch das die unendlich vielen Bücher, und wie unendlich zeigt sich noch im Laufe der Geschichte, bis auf das große Buch der Reue eine Farbe haben, ist ein schönes Detail. Durch die ausgewählten Bücher sprichwörtlich in andere Leben einzutauchen, die Nora hätte führen können, ist sehr reizvoll und für mich spannend umgesetzt.

Zuerst probiert Nora ein Leben mit ihrer vermeintlich jüngsten Fehlentscheidung aus, das fand ich sehr sinnig und gut nachvollziehbar. Gebannt habe ich dieses mögliche Leben und deren Auswirkungen verfolgt, wobei ich mir auch gedacht habe, dass es hier ja auch wieder unendliche Varianten geben muss, je nachdem welche Entscheidungen in jeweiligen Situationen getroffen werden…

 

Es folgen so einige Leben, die ich alle sehr interessant fand, besonders gefallen hat mir dabei die Gletscherforscherin. Dabei bergen alle Leben mindestens eine wichtige Erkenntnis für Nora, das fand ich auch super. Richtig gut fand ich auch, dass vieles sogar konstant bleibt, egal welches Leben sie wählt.

Die Geschichte ist wunderbar erzählt und es kommen auch so einige philosophische Zitate vor, die mir aber alle sehr gut gefallen haben und die ich auch sehr passend fand. Ich hätte mir sogar am liebsten welche notiert.

 

Das Ende war für mich sehr passend, lebendig und intensiv und ich habe regelrecht mitgefiebert!

Abwechselnd hatte ich Gänsehaut und dann musste ich aber auch wieder besonders bei einer Situation schmunzeln. Nora hatte ich schon zu Anfang ins Herz geschlossen und auch Joe und vor allen Mrs Elm mochte ich gern.

 

Ein wunderbares Buch, toll geschrieben, gelesen und lebendig vorgetragen! Mit der Mitternachtsbibliothek für mich sehr charmant und einfallsreich und mit den verschiedenen Paralleluniversen super spannend und faszinierend umgesetzt.

Das Ende hat mir persönlich teilweise Gänsehaut bereitet und auch wenn sich natürlich nicht alle Probleme und Sorgen auf wundersame Weise auflösen und es nicht einfach ist, hat mir die Aussage des Buches wirklich sehr gefallen!