Rezension

Warmherzig und menschlich

Marzahn, mon amour - Katja Oskamp

Marzahn, mon amour
von Katja Oskamp

~~In der „Zeit“ bin ich in der Rubrik ,Freitext‘ auf Katja Oskamps Geschichten einer Fußpflegerin in Marzahn gestoßen. Und diese kleine Erzählung hat mich neugierig gemacht. Nun sind die Beiträge als Buch erschienen „Marzahn, Mon Amour“ und es ist nicht nur eine Liebeserklärung an einen Stadtteil, es ist vor allem eine Liebeserklärung an die Menschen, die dort leben.

Die Alten, die seit dem Erstbezug der Plattenbauten dort leben, die neu Dazugekommenen, für die Marzahn in erster Linie billiges Wohnen bedeutet und all die Menschen, die man als typische Berliner bezeichnen könnte. Nie gibt sie ihre Protagonisten der Lächerlichkeit preis, sie lässt ihnen ihren Stolz auf ihr Leben und ihr Berlin. Das hat mich beeindruckt.

Ich fand ihre Erzählungen warmherzig und sehr dem Menschen zugewandt. Sie lässt die ihre Charaktere für sich selbst sprechen und grade zwischen den Zeilen kann man vieles von den Brüchen der Wendezeit ahnen. Ich mochte alle ihre Klienten, vielleicht nicht grade den Herrn Hübner, aber er gehört auch im Biotop in Marzahn dazu. In ihren Geschichten findet sich zarte Poesie, aber auch das derbe Leben. Das unter einen Hut zu bringen ist Katja Oskamp wunderbar gelungen.

Ich liebe diese Geschichten der Schriftstellerin aus Marzahn, die – weil man nicht immer von literarischer Arbeit leben kann, auch als Fußpflegerin tätig ist.