Rezension

Warmherzig, wohltuend, humorvoll

Rivenports Freund - Damiano Femfert

Rivenports Freund
von Damiano Femfert

Bewertet mit 4.5 Sternen

Eine wunderbar erzählte, anrührende Geschichte von der Kraft der Freundschaft

In der Nähe des abgelegenen Ortes S. in Argentiniens Norden wird ein schwer verletzter junger Mann aufgefunden. Der Chefarzt der Klinik, Rivenport, versucht herauszufinden, wer sein Patient ist und was ihm zugestoßen ist. Doch das erweist sich als schwierig. Denn der spricht nur ein einziges Wort: Kurt.

Damiano Femfert ist ein anrührendes Debüt gelungen, welches allein aufgrund seines wunderbaren Erzählstils durch die Seiten trägt. Anschaulich und treffend, leichthin und unaufdringlich kommen die Worte daher, mit einer genau dosierten Portion gutmütiger Ironie. 

Der Flügel auf dem Einband täuscht: Es geht nicht um Vögel, sondern um Falter. Die präparierten Tiere seiner neu ausgearbeiteten Systematik gemäß zu katalogisieren ist Rivenports ganzes Glück. Seit dem Tod seiner Frau kann er allem anderen nichts mehr abgewinnen. Zu dem steht das lebensfrohe Wesen des Besuchers in krassem Widerspruch. Freudig entdeckt der vieles neu, alles Tote verstört ihn zutiefst. 

Während er nach und nach Spanisch lernt und mit seiner offenen, freundlichen Art die Bewohner für sich einnimmt, fühlt sich Rivenport verpflichtet, auf Spurensuche zu gehen, Kurts Geschichte zu rekonstruieren und ihm seine Identität zurück zu schenken. Dabei entsteht zwischen den beiden aus anfänglicher Zuneigung eine tiefe Verbundenheit. 

Die Metamorphose, die radikale Veränderung, denen Schmetterlinge im Laufe ihres Zyklus  unterworfen sind, wird symbolisch übertragbar auf die Personen des Romans. Was war, was ist, was wird - letztendlich bleibt nur die Geschichte.

 

Obgleich kritische Leser an einigen Details und der Realitätsnähe des Inhalts sicher Zweifel anbringen können, vielleicht auch Unzufriedenheit verspüren angesichts vieler ungelöster Fragen, so lässt sich die Geschichte von denjenigen, die sich ihr öffnen, bis ins Herz genießen. So warmherzig, so wohltuend und so humorvoll wurden ganz bestimmt noch nie ein kauziger Wissenschaftler und ein Mann ohne Erinnerungin Szene gesetzt.