Rezension

Warmherziger Roman über einen Neuanfang

Der Geschichtenbäcker -

Der Geschichtenbäcker
von Carsten Henn

Viele Jahre lang war Sofie ein gefeierter Balletstar. Die Tänzerin war der Mittelpunkt jeder Aufführung, die ihr Mann Florian als Choreograf entwickelt hat. Doch von einem Tag auf den anderen war alles aus, Schuld daran eine Fraktur im Fuß, die noch schwerwiegendere Verletzungen nach sich ziehen könnte und zur sofortigen Kündigung geführt hat. Nach Wochen der Untätigkeit reagiert Sofie auf das nächstbeste Angebot der Arbeitsangentur, damit sie keine Kürzungen wegen mangelnder Bemühungen befürchten muss. Der Bäcker Giacomo sucht Verstärkung. Sofie, die eine Stelle im Verkauf erwartet hat, ist überrascht, als sie selbst Brote backen soll. Doch Giacomo erkennt den Rhythmus in ihrem Blut und möchte sie in seine Geheimnisse einweihen. Ist Sofie bereit für diese Wendung in ihrem Leben?

Zu Beginn des Buches erlebte ich eine Sofie, deren Leben in Scherben liegt. Tanzen war für sie nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Nun ist ihre Karriere abrupt beendet, während Florian sich als Choreograf weiterhin in der Welt der Tänzer bewegt, von der sie kein Teil mehr ist. Die neueste Vorstellung mit ihrer Nachfolgerin Irina kann sie nur wenige Minuten ertragen, bevor sie ins Freie flüchtet. Auch Giacomo ist trübsinnig, denn die Bäckerei ist ohne eine helfende Hand nicht rentabel genug und auf seine Stellenanzeige hat sich bislang niemand Passendes gemeldet.

Die erste Begegnung zwischen Sopfie und Giacomo brachte mich ins Schmunzeln. Sofie plant, möglichst schnell wieder aus der Bäckerei zu verschwinden und dem Arbeitsamt ihren guten Willen bewiesen zu haben, doch Giacomo erkennt den Rhythmus in ihr und weist sie an, zuzuschauen. Gespannt las ich weiter und beobachtete, wie Sofies Begeisterung für das Handwerk allmählich erwacht.
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Für Giacomo ist Brotbacken nicht nur das Kneten des Teiges, auch Emotionen und Geschichten spielen eine große Rolle, woraus sich der Buchtitel ableitet. Seine Philosophie beim Backen verleiht dem Buch etwas Märchenhaftes. Das Beschriebene erschien mir zwar nicht ganz realistisch - könnte es sich ein Bäcker wirklich leisten, alle mit Traurigkeit gebackenen Brote wegzuwerfen? - doch ich habe diese Gedanken beiseite geschoben und mich ganz auf die Magie der Geschichte eingelassen.

Viele unterhaltsame Charaktere und schöne Situationen lassen diese Geschichte zu einer echten Feelgood-Lektüre werden. Einige Momente stimmten aber auch nachdenklich, beispielsweise das Auseinanderdriften von Sofie und ihrem Mann Florian oder die Trauer im Herzen von Giacomo. Ich habe das Buch in weniger als vierundzwanzig Stunden gelesen und mich bestens unterhalten gefühlt. Dieser warmherzige Roman über einen Neuanfang verdient noch ganz viele Leser!