Rezension

Warten auf ...?

Mit der Faust in die Welt schlagen
von Lukas Rietzschel

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der junge Autor beschreibt in seinem Debütroman die Kindheit und Jugend von zwei Brüdern in der sächsischen Provinz. Hausbau, Schulzeit, Scheidung, Saufen, Nazisprüche. Das übliche Programm, das man bei einem solchen Buch erwarten kann.

Das Buch ist sprachlich sehr gelungen. Allerdings weiß ich nicht so richtig, was es mir sagen will. Es passiert eigentlich nichts. Vielleicht ist das aber auch Absicht, damit man das Lebensgefühl der Personen nachvollziehen kann. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, dass die Protagonisten auf etwas warten, aber garnicht wissen, worauf. Und dann passiert es auch nicht. Möglicherweise ist das ja die Mentalität in den östlichen Bundesländern nach der Wende. Nachvollziehen konnte und kann ich es aber nicht. Kommt da niemand auf die Idee, einfach mal was zu machen, statt nur rumzusitzen und auf Gottweißwas zu warten?

Wenn der Roman das Ziel hat, den „Wessis“ zu erklären, wie sich junge Leute im „Osten“ fühlen und Verständnis zu wecken, dann hat er dieses zumindest bei mir verfehlt.

Daher bin ich sehr zwiespältig in der Bewertung. Einerseits ist das Buch wirklich gut geschrieben und vermittelt einen – soweit ich das beurteilen kann – realistischen Einblick in das Lebensgefühl einer Generation von Jugendlichen. Andererseits fehlt mir in der Erzählung ganz einfach, dass etwas passiert. Insofern wird die Tristesse der Gegend und die Antriebslosigkeit der Protagonisten aber auch gut rübergebracht.

Es ist kein Buch, das Spaß macht oder Spannung erzeugt, aber eine gelungene Milieustudie und der Leser wird zwischenzeitlich dazu gebracht, sich genau so zu fühlen, wie die Romanfiguren. Daher letztlich doch eine vorsichtig positive Bewertung von meiner Seite.