Rezension

Warten auf Hunter lohnt sich immer

Totenfang - Simon Beckett

Totenfang
von Simon Beckett

Bewertet mit 4 Sternen

Vor dem Lesebeginn von „Totenfang“ war ich etwas besorgt, da „Verwesung“ schon fünf Jahre zurücklag und ich nicht unbedingt die Leserin bin, die sich über längere Zeit viele Details merken kann. Daher war ich schon skeptisch, ob ich in die David-Hunter-Welt schnell wieder gedanklich einsteigen könnte.

Die Bedenken erwiesen sich aber als unbegründet, da Simon Beckett auch ein Autor ist, der auf raffinierte Art und Weise Inhalte von vergangenen Büchern noch einmal einbindet, ohne dass es wie eine Zusammenfassung wirkt. Die Bedenken waren aber dahingehend unbegründet, dass David Hunter wirklich eine Figur zum Liebhaben ist. Er wirkt immer nett, sensibel, höflich und aufmerksam. Daher war ich schnell in seinem Bann und damit war auch das Gefühl eines schönen Wiedersehens gegeben.

Das Setting von „Totenfang“ hat mich stark an „Der Hof“ erinnert. Weit abgelegen, viele verschlossene Figuren, bei denen man eher auf Kälte denn auf Wärme trifft. Dazu auch die raue und gefährliche Landschaft und schon ist eine bedrückende, aber auch geheimnisvolle Atmosphäre geschaffen, in der Kriminalfälle natürlich das gewisse Etwas haben. Der Einstieg in das Buch war sicherlich sehr gemächlich, aber Simon Beckett war in meinen Augen noch nie ein Autor, der ein großes Feuerwerk abfackelt. Zuerst wurde dem Leser eben Zeit gegeben, dass er sich wieder an Hunter, aber auch an die neue Landschaft gewöhnt. Anschließend aber entwickelt sich ein recht interessanter Fall, der gerade zum Ende hin einen beeindruckenden Spannungsbogen entwickelt. Zum Augenrollen ist sicher, dass ausgerechnet Hunter immer wieder über entscheidende Hinweise stolpert, aber gut, da seine forensischen Fähigkeiten in diesem Band verhältnismäßig wenig zu Geltung kommen, brauchte er auch seine Daseinsberechtigung.

Mir aber war wichtig, dass wir es mit einem interessanten Fall zu tun hatte, der auch einige überraschende Wendungen parat hatte. Das zeigt, egal, in welchem Maße Hunter involviert ist, die Thrill-Elemente funktionieren immer. Schade fand ich aber gerade am Ende, dass in wenigen Seiten noch wichtige Ergebnisse präsentiert wurden, aber alle eher in Erzählweise, so dass man bei der Entwicklung diese Aspekte kein Teil war. Das wirkte auf jeden Fall seltsam. Vielversprechend sehe ich aber, dass das Ende des Buches einen bombastischen nächsten Band erwarten lässt. In vielerlei wurde da ein Cliffhanger geboten, der die Wartezeit auf den nächsten Band unerträglich machen wird.

Fazit: Simon Beckett ist ein großartiger Erzähler, der auf eine ruhige Art und Weise tolle Geschichten erzählen kann, die immer eine unterschwellige Spannung haben und gerade zum Ende hin das Lesetempo forcieren. Zudem hat er mit David Hunter einen Protagonisten an der Hand, der unheimlich zum Liebhaben ist und trotzdem spannende Ecke und Kanten bereithält. Aufgrund all dieser Aspekte lässt sich nur sagen, dass ein neuer David-Hunter-Thriller jede Wartezeit wert ist.