Rezension

Warum der Hype?

Children of Blood and Bone - Tomi Adeyemi

Children of Blood and Bone
von Tomi Adeyemi

Bewertet mit 3 Sternen

Als Kampfansage an den Rassismus als Bereicherung des westlich geprägten Fantasygenres soll dieses Buch gelesen werden - ist dabei in meinen Augen aber leider enttäuschend stereotyp. Das ungewohnte Setting reichte mir nicht aus, um die Geschichte zu einer unvergesslichen und einzigartigen zu machen. Erfreulicherweise sind die komplexen mystischen Begrifflichkeiten und Beschwörungsformeln durch den angenehm einfachen Schreibstil nicht verständniserschwerend.

Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut, dessen Mythen und Götter an die westafrikanische Kultur angelehnt sind und das eine Aufforderung sein soll, Unrecht nicht einfach hinzunehmen!

Leider muss ich aber sagen, dass das Stärkste, Ergreifendste und Ungewöhnlichste das Nachwort der Autorin blieb - ihre Kampfansage an die immer noch vorherrschenden Ungerechtigkeiten gegenüber Schwarzen. Ich bin begeistert von ihrer Motivation, auf systemischer Ungleichheit und Rassismus aufbauend eine Fantasytrilogie zu schreiben, mit ihrem Jugendbuch nicht nur die Zielgruppe wachzurütteln und auf das immer noch täglich geschende Unrecht hinzuweisen. Die unfassbare Ausgrenzung und Diskriminierung wird in ihrem Buch denn auch deutlich, Divines wie Zél werden als "Maden" beschimpft und misshandelt und dennoch hebt sich die Geschichte nicht so stark vom Fantasygenre ab, wie erhofft.

Und so sehr ich auch durch die Seiten flog, das Leseerlebnis genoss und Tomi Adeyemis einfachen Schreibstil mochte, war der Handlungsverlauf von wenigen Überraschungen geprägt, sondern folgte dem Schema, das gefühlt allen Fantasybüchern zu Grund liegt. Rettung der Magie bis Sonnenwende, Suche nach magischen Gegenständen, Gefangennahme und Befreiungsaktion, intuitives Beherrschen der Magie und die Klassikerszene: Die Protagonistin bezwingt unüberwindbare Hindernisse bzw. unbesiegbare Gegner durch eine Kombination aus Zorn und Magie letztlich doch. Gähn. Ich habe wohl mittlerweile eine Fantasyüberdosis, denn mich vermochten scheinbar unvorhersehbare Entwicklungen, epische Schlachten und Spannungsaufbau kaum noch zu begeistern, geschweige denn überraschen.

Zudem war ich enttäuscht über die Klischeehaftigkeit der Charaktere - mit Amani haben wir die weggelaufene Prinzessin, die lernt, sich zu behaupten, mit Zél die störrische und impulsive Hauptfigur, die zwischenzeitlich alles durch ihre Art vermasselt, im finalen Kampf dann aber unglaubliche Kräfte aufbringen kann, ihr Bruder Tzain als der fürsorgende und aufopferungsbereite Bruder, sowie Inan, der Prinz mit Skrupeln. Zweiter Punkt zu den Charakteren: Neben den blassen und "klassischen" Protagonisten, gab es eine Reihe von vielversprechenden Figuren, die die Handlung voranbringen und bereichern hätten können. Konjunktiv? Japp. Wurden leider alle abgemurkst. Zél, Amani, Tzain und Inan sollen Orisha wohl alleine retten...

Frustrierender war dann nur noch die Entwicklung der Lovestories. Plural! Die eine sich anbahnende kann ich trotz ihrer Vorhersehbarkeit akzeptieren, die andere... What the Fish??? SO STEREOTYP, SO ABGEDROSCHEN, SO UNGLAUBWÜRDIG!!! Meine Hoffnung ruht jetzt darauf, dass das alles nur eine geschickte Inszenierung der Autorin ist und diese Liebesgeschichte keine Erfüllung findet. Wäre mal eine unkonventionelle und absolut geniale Entwicklung!

Ich hatte gehofft, dass dieses Buch tatsächlich ein Zeichen setzen würde, aufrütteln und erschüttern. Trotz etlicher Verluste und schockierender Grausamkeit hebt sich die Geschichte kaum von anderen Fantasygeschichten ab. Die Protagonistin ist schwarz und das Setting mal nicht von griechischer Mythologie oder amerikanischen Highschools geprägt, sondern westafrikanisch/nigerianisch - bemerkenswert unkonventionell war die Geschichte in meinen Augen jedoch nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob sie ohne das Nachwort als die Kampfansage an Rassismus wahrgenommen werden würde, als die sie intendiert ist. Die grausamen Mechanismen systematischer Ausbeutung und Ausgrenzung sowie gewaltsamer Unterdrückung schildert die Autorin zwar ungeschönt, doch übten Tode und Gewaltanwendung auf mich wenig Erschütterung aus, weil die betroffenen Charaktere die Handlung verließen, bevor ich sie hatte kennenlernen und ins Herz schließen können. Der gewollte Effekt ging im schnellen Erzähltempo unter.

Um angesichts meiner Kritik dennoch deutlich werden zu lassen: Tomi Adeyemis Botschaft ist nicht nur unfassbar wichtig, mutig und unterstützenswert; ihrem Beispiel folgen hoffentlich bald viele weitere!!!
 

Kommentare

Ronja empfahl am 27. Juni 2018 um 09:45

... die vollständige Rezension (mit Zitatenn, Bildern, etc.):

https://marys-buecherwelten.blogspot.com/2018/06/children-of-blood-and-bone-goldener-zorn.html