Rezension

Warum. Ein einfaches Wort.

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Über dieses Buch wurde auf vielen Blogs bereits viel geschrieben. Daher gibt es von mir heute nur wenige Worte:

Originalität:

Bücher über Amokläufe an Schulen gibt es inzwischen viele – aus traurigem Anlass, kommen solche Amokläufe in der realen Welt doch viel zu häufig vor. Was an "Es wird keine Helden geben" direkt aufhorchen lässt, ist das jugendliche Alter der Autorin: Anna Seidl war selber erst 16 Jahre alt, als sie diese Geschichte schrieb, und damit ganz nahe dran an der Lebenswirklichkeit ihrer Charaktere. Diese Nähe spürt man auch, und alleine dadurch liest sich das Buch authentischer und letztendlich origineller.

Spannung:

Es ist weniger ein Buch über die möglichen Ursachen eines Amoklaufs oder die politischen Überlegungen zu Computerspielen oder Horrofilmen, sondern hauptsächlich ein Buch über das Weiterleben und die Verarbeitung nach einem traumatischen Erlebniss. Der Amoklauf selber nimmt erstaunlich wenig Platz im Buch ein, in wenigen rasanten Szenen, dafür wird viel über die Welt davor und die Welt danach geschrieben.

Daher besticht die Geschichte nicht durch handlungsorientierte, sondern durch psychologische Spannung.

Emotionale Wirkung & Charaktere:

Und das fand ich sehr berührend, denn man durchläuft mit der 15-jährigen Miriam wirklich alle Phasen der Trauer, von aggressiver Verweigerung über depressive Annahme bis hin zu zunehmend bewusster Annahme. Da sich die Handlung wirklich sehr stark auf sie alleine konzentriert, bekommt man von den Emotionen der anderen Charaktere zunächst nur am Rande etwas mit.

Aber je mehr Miriam sich mit ihrer Trauer beschäftigt – sich wirklich auf die Trauerarbeit einlässt – desto mehr nimmt sie wahr, wie es den anderen Überlebenden ergeht und dass diese zum Teil ganz anders damit umgehen... Und das nicht unbedingt auf gesündere Weise.

Bei Miriam kommt noch dazu, dass ihre lange verschollene Mutter wieder auf der Bildfläche auftaucht, was sie im ersten Moment weder annehmen will noch kann. Manchmal war mir dieses zusätzliche Problematik fast ein bisschen zuviel für ein Buch, das schon so eine starke zentrale Problematik aufweist.

Schreibstil:

Der Schreibstil ist schnörkellos, jugendlich und nimmt den Leser gerade dadurch mühelos mit ins Geschehen.

Fazit:

Die 15-jährige Miriam überlebt einen Amoklauf an ihrer Schule – ihr Freund jedoch starb vor ihren Augen, und auch den Tod eines anderen Jugendlichen bekam sie unmittelbar mit. Es geht hier nicht um Killerspiele und politische Überlegungen, sondern ausschließlich darum, wie Miriam mit einer Welt umgeht, die für sie von einer Minute auf die nächste eine andere geworden ist.

Die Autorin war selber erst 16, als sie das Buch schrieb, und diese Nähe zum Alter ihrer Protagonistin spürt man auf jeder Seite. Die Geschichte hat etwas Bestechendes, dem ich mich kaum entziehen konnte; sie bringt die Emotionen von Miriam sehr unmittelbar rüber und liest sich unglaublich lebensecht und glaubhaft.