Rezension

Warum gibt es so unendlich viele Frauen in einer unendlichen Welt?

Die zehn Lieben des Nishino - Hiromi Kawakami

Die zehn Lieben des Nishino
von Hiromi Kawakami

Bewertet mit 3 Sternen

In Hiromi Kawakamis neuem Roman  “Die zehn Lieben des Nishino“  erzählen zehn Frauen jeweils aus ihrer Perspektive von ihrer Beziehung zu Yukihiko Nishino. Von frühester Jugend an hat der charmante Nishino großen Erfolg bei Frauen. Keine kann ihm widerstehen, egal ob jünger oder älter, verheiratet oder in einer Beziehung zu einer Frau. Die meisten dieser Affairen halten nicht lang, und oft sind es die Frauen, die sich zurückziehen. Sie spüren, dass der Frauenheld Nishino unfähig ist wahrhaft zu lieben und gehen auf Distanz, bevor sie sich zu sehr verlieben und riskieren, verletzt zu werden. Nishino ist zwar überaus höflich und korrekt, aber nicht warmherzig oder zu Empathie fähig. Von ihm geht eine spürbare Kälte aus, manchmal auch Grausamkeit und Härte. Er ist nie treu und bemüht sich nicht einmal, seine zahllosen Affairen geheim zu halten. Einzig sein fast inzestuöses Verhältnis zu seiner 12 Jahre älteren Schwester, die Selbstmord beging, war inniger und hat ihn sein Leben lang geprägt. 
Mir hat der neue Roman von Kawakami nicht so gut gefallen wie frühere, z.B.  “Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß“.  Die Sammlung von zehn nicht chronologisch erzählten Episoden berührt nicht – zu flüchtig und teilweise zu oberflächlich sind die dargestellten Liebesgeschichten. Liebe ist ein äußerst vergängliches Phänomen, zum Teil auch für die Frauen, die nicht Opfer sind, sondern häufig selbst sehr direkt die Initiative für sexuelle Kontakte ergreifen. Will die Autorin ein Porträt der zeitgenössischen  japanischen Gesellschaft zeichnen? Manchmal kommt es mir so vor. Jedenfalls ist der kurze, schnell zu lesende Romane in jeder anderen Hinsicht charakterisiert von japanischem Ambiente, was Lebensweise, Mentalität, Speisen und Getränke und die Wohnsituation betrifft. Ein interessanter, aber nicht mitreißender Roman.