Rezension

Warum starb Lily Bigelow

Rain Dogs - Adrian McKinty

Rain Dogs
von Adrian McKinty

Bewertet mit 5 Sternen

"Rain Dogs“ ist Adrian McKintys fünfter Roman aus der Serie um Sean Duffy, den katholischen Bullen in Carrickfergus. Er lebt noch immer in einem protestantischen Wohngebiet und versieht seinen gefährlichen Dienst in den Zeiten der Troubles. Es ist das Jahr 1987. Zur täglichen Routine gehört vor jeder einzelnen Fahrt der Blick auf die Fahrzeugunterseite auf der Suche nach einem Sprengsatz.
Duffys neuer Fall beginnt anscheinend harmlos mit einer Lappalie. Er wird wegen eines Brieftaschendiebstahls in ein Hotel am Ort gerufen. Dort ist eine Delegation von finnischen Investoren abgestiegen, die sich für die stillgelegten Fabriken in der Region interessiert. Bei der Gelegenheit lernt Duffy die attraktive Journalistin Lily Bigelow kennen, die für die Financial Times über den Besuch der Finnen berichtet. Unter anderem besichtigt die Gruppe auch Carrickfergus Castle. Am nächsten Tag wird die Journalistin tot im Innenhof der Burg aufgefunden.  Niemand hat die Burg nach der Schließung der Anlage betreten oder verlassen. Alles deutet also auf Selbstmord.. Dann zeigen die gerichtsmedizinischen Gutachten, dass es Mord war. Sean Duffy kann nicht glauben, dass er es entgegen aller Wahrscheinlichkeit zum zweiten Mal  mit einem Locked Room Mystery zu tun hat.
Die Ermittlungen ziehen sich hin, weiten sich auf immer mehr Beteiligte aus. Es geht um Korruption und Missbrauch. Duffy bekommt viel  Druck von oben, auch vom englischen Geheimdienst, und wird bei den Ermittlungen behindert. Duffy lässt sich wie immer nicht beirren und löst den Fall. Den Schuldigen wird er allerdings wie so oft nicht vor Gericht bringen können. Später bedroht man ihn massiv, sollte er die Dinge nicht auf sich beruhen lassen.
McKintys neuer Roman ist wieder ein spannender Thriller auf hohem Niveau, der nicht nur die bürgerkriegsähnlichen Unruhen in Nordirland als Hintergrund mit einbezieht, sondern historische Bezüge mit real existierenden Personen aufweist. Jahrzehntelang vertuschte Skandale um  Prominente, zum Beispiel Jimmy Savile, sind zum Teil bis heute nicht komplett aufgearbeitet. Es gab zwar Anzeigen, aber keine Verurteilungen. Meist glaubte man den Opfern nicht. Die Beschuldigten hatten zu viel Einfluss. Es ist McKinty hoch anzurechnen, dass er im Rahmen eines historischen Thrillers diese Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten lässt.