Rezension

Was als Krimi begann endet übersinnlich

Mind Control
von Stephen King

Mind Control ist nach Mr. Mercedes und Finderlohn der dritte Band um Ex-Detective Bill Hodges und vermutlich auch der letzte. Die Geschichte spielt fünf Jahre nach Mr. Mercedes und rückt den Killer von damals erneut in den Fokus. Brady Hartsfield, der seit dem Massaker in einer Klinik für Neurotraumatologie liegt, befindet sich laut den Ärzten im Wachkoma. Doch der erste Eindruck täuscht, denn Brady ist trotz allem bei vollem Bewusstsein - und hat ungeahnte Kräfte entwickelt. 

Mit Mr. Mercedes und Finderlohn hat Stephen King sich im Krimigenre versucht. Die Bücher haben mir gefallen, aber ab und an habe ich den Horrorfaktor vermisst. Jetzt zeigt sich, dass diese zwei vermeintlichen Krimis womöglich nur die Vorbereitung auf ein atemberaubendes Horrorschockerfinale waren. Ein Finale, in dem Hodges und Hartfield ein letztes Mal aufeinanderprallen. Man muss die ersten beiden Bände übrigens nicht zwingend gelesen haben, zu Beginn erhält man eine kurze Zusammenfassung. Wer den Konflikt zwischen Hodges und Hartsfield aber voll und ganz verstehen möchte und wer einfach gerne einen guten King liest, der sollte mit Band 1 anfangen.

Anfangs habe ich mich geärgert, dass der Titel und Klappentext schon so viel verraten. Mind Control. Ein Wachkomapatient, der übersinnliche Fähigkeiten entwickelt. Und Suizide bei Menschen, die kurz zuvor mit Hartsfield Kontakt hatten. Da ist es nicht schwer zu erraten, wer oder was hintern den vermeintlichen Suiziden steckt. Aber die Geschichte ist viel cleverer als nur das und es macht überhaupt nichts, dass man durch den Klappentext schon eine Ahnung bekommt, womit man es zu tun hat. Bei dem Gedanken an eine Spielekonsole läuft mir jetzt immer ein Schauer über den Rücken...

Besonders gut gefällt mir auch wieder die Ausarbeitung und Entwicklung der Figuren. Da ist nicht nur Bill Hodges, der glücklich sein könnte, wenn da nicht diese merkwürdigen Magenschmerzen wären. Aber für eine richtige Untersuchung fehlt ihm die Zeit, denn sein Nemesis Brady Hartsfield scheint wieder aktiv geworden zu sein. Da sind auch die anderen Figuren, die ich mit der Zeit ins Herz geschlossen habe, so wie Holly, Bills Partnerin. King zeigt wieder einmal, dass in seinen Romane jedes Detail wichtig ist, jede noch so unwichtig erscheinende Nebensache kann später von großer Bedeutung sein. Und wieder einmal verpackt King das alles - die vielschichtigen Figuren, die (Selbst)Morde, die kleinen und großen Hinweise - in einem Plot, dessen Spannung sich quälend langsam aufbaut und dann explosionsartig entläd. 

Irgendwie schade, dass nach dem dritten Band schon Schluss sein soll. Umso neugieriger bin ich, was King als nächstes für seine Fans zaubern wird. Eines ist sicher: ich werde es lesen, komme was da wolle. 
 

(c) Books and Biscuit