Rezension

Was denn nun - Untergang der Welt oder Liebesgeschichte?

Der Wal und das Ende der Welt - John Ironmonger

Der Wal und das Ende der Welt
von John Ironmonger

Bewertet mit 1 Sternen

~~Dieses Buch hat definitiv eine Identitätskrise. Es weiß einfach nicht, was es sein will. Eine Weltuntergangsgeschichte? Eine Liebesgeschichte? Eine Rettungsgeschichte? Ein Märchen? Eine Wir-finden-uns-selbst-Geschichte?

Ich weiß es einfach nicht, und ich bin auch nach den letzten Sekunde des Hörens nicht schlauer geworden.

Eigentlich soll es um nichts weniger als den Untergang der kapitalistischen Welt - und damit die Welt, die wir kennen - gehen. Aufgrund einer drastischen Ölkrise und einer Grippeepidemie bricht das globale Netzwerk von Liefern und Beliefertwerden zusammen sterben die Menschen zuhauf. Nur in St. Piran bleibt die Welt (fast) wie sie war. Denn Joe Haak ist an die Ufern des kleinen Dörfchens gespült worden. Welch ein Glück, denn Joe ist seines Zeichens Analyst einer Großbank und hat ein Computerprogramm geschrieben, dass unermesslich viele Daten auswertet und somit, wenn auch nur für wenige Tage, in die Zukunft gucken kann.

Und was tut unser guter Joe Haak nun? Er entschließt sich, dieses kleine Dörfchen in Cornwall zu retten, weil er sich hier gleich heimisch und von den - natürlich allesamt etwas schrulligen - Dorfbewohnern angenommen fühlt.

Das Szenario klang in meinen Ohren zunächst attraktiv. Ein bisschen Endzeit, ein bisschen Philosophie und Parabel, ein bisschen Märchen, aber eben auch eine ordentliche Portion Realismus. Und da hapert es gewaltig, weswegen dieses Buch für mich wohl auch nicht funktionierte.

Alle Bewohner des Dorfes handeln, als wäre nichts passiert, als würde die Welt nicht untergehen. Gut, sie helfen einander, ziehen an einem Strang - aber das ist eben nichts, was sie nicht vorher auch getan hätten!

Dieses Dorf ist so abgeschieden von allem (auch von den meisten Neuigkeiten und Entwicklungen, wie es scheint, trotz Funkanlage), dass es den Zusammenbruch der Zivilisation irgendwie zu verpennen scheint. Stattdessen passiert eigentlich kaum etwas Nennenswertes. Die Bewohner bleiben seltsam unaufgeregt, entspannt - da scheint es niemanden zu geben, der sich um etwaige Verwandte oder Bekannte in anderen Regionen Englands und der Welt und deren Wohlergehen sorgt.

Überhaupt zieht sich durch das Buch eine seltsame Unaufgeregtheit und Beschaulichkeit. Das passte für mich so gar nicht zu dem beschriebenen Szenario. Leider bleiben sämtliche Dorfbewohner blass und hölzern, von niemandem erfährt man Genaueres. Sie gehören einfach zu Kulisse.

Leider tritt der Autor auch in sehr viele Klischee- und Kitsch-Fettnäpfchen, die in der Geschichte überall herumstehen. Friede, Freude, Eierkuchen, es ist ein Fest. Vor allem diese unsägliche sich anbahnende Liebesgeschichte ...

Dazu spricht der Sprecher denn auch ziemlich salbungsvoll und gewichtig, was ich immer mehr als nervig empfand.

Sorry, für mich war die Geschichte nichts.

1 von 5 Sternen

Kommentare

wandagreen kommentierte am 01. Mai 2019 um 16:55

Das sind ziemlich wenig Sterne ....