Rezension

Was für ein Buch!

Welch schöne Tiere wir sind - Lawrence Osborne

Welch schöne Tiere wir sind
von Lawrence Osborne

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung

W.A.S F.Ü.R E.I.N B.U.C.H!

Es ist nicht einfach in Worte zu fassen, denn es ist ein echtes Lesehighlight! Ein Buch, das ich gefressen habe und ich nicht aufhören konnte zu lesen, denn die letzten 200 Seiten habe ich in einem Zug durchgelesen. 

Die ersten 60 Seiten plätschern ein bisschen dahin und man muss sich an den Schreibstil des Autors gewöhnen. Man lernt Naomi und Sam kennen. Zwei sehr junge Frauen, die ihren Sommer auf der Insel Hydra in Griechenland verbringen. Naomi ist Engländerin und kennt die Insel in- und auswendig, da sie seit ihrer Kindheit die Sommer dort verbringt. Sam ist ein paar Jahre jünger, Amerikanerin und verbringt ihren Sommer mit ihrer Familie auf der Insel. Sie ist noch recht unschuldig und naiv, was das Leben angeht, da ihr privilegiertes und behütetes Leben noch nicht viel von ihr eingefordert hat. Naomi ist anders, auch reich und privilegiert, doch charakterlich ganz anders als Sam. Naomi vermag sich auf ihrem Status nicht so richtig auszuruhen. Sie hat eine gewisse Unruhe, ist fast immer im Konflikt mit ihrem Vater und ihrer Stiefmutter und ist irgendwie immer auf der Suche nach einem Abenteuer oder etwas, das sie reizt und aus ihrem Alltag ausbrechen lässt. Der letzte “Nervenkitzel” führte zur Entlassung aus der Anwaltskanzlei. Als sie mit Sam auf einem Badeausflug den syrischen Flüchtling Faoud entdecken will sie ihm helfen und hat gleich etwas Unmoralisches im Sinn… Naomis Plan scheint absolut ausgeklügelt und doch kommt es anders, als sie, Sam, Faoud und die Hauhälterin Carissa denken und erwarten.

Nun, natürlich konnte es nicht gut gehen, aber wie der Autor so nach und nach die Geschichte entwickelt, ließ mich am Ende sprachlos zurück. Er zeigt die Verflechtungen und die Auswirkungen einer Entscheidung, die ausschließlich Naomi selbständig gefällt hatte. Doch diese Entscheidung zieht weite Kreise und beeinträchtigt das Leben vieler Menschen. Insbesondere auch von denen, die passiv daran teilnahmen, wie z.B. Sam. Obwohl sie am wenigsten mit dem Ganzen zu tun hatte, sind die Auswirkungen auf sie, ihre Psyche, ihr Leben am stärksten. Man gerät während des Lesens in den Strudel der Geschnisse und in den Sog der Geschichte. Abgründe tun sich auf, Verschiebungen von Macht werden deutlich, Fluchtwege werden verfolgt, Lügen entstehen und die Verteidigung hängt auf einem seidenen Faden.

Lawrenze Osborne hat mit ganz einfachen Mitteln und wenigen Figuren eine Art Thriller geschrieben, den ich gar nicht richtig benennen kann. Ich folgte der Geschichte, fühlte mich getrieben, obwohl sich alles recht gemächlich entwickelte. Ich musste mich einige Male zwingen nicht zur letzten Seite zu springen, um zu sehen, wie das Buch endet. Die Spannung war kaum auszuhalten.

 

Fazit

Dieses Buch tanz aus der Reihe und ist ein reiner (Lese)Genuss! Wer sich traut, über seinen Tellerrand zu schauen, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Es ist ein Gegenwartsroman, ein Thriller, eine Art Krimi und eine Charakterstudie in einem. Lawrence Osborne nimmt den*die Leser*in nach Griechenland in die Zeit mit, als Flüchtlinge anfingen die Inseln zu überfluten und schafft es dennoch ein Buch zu schreiben, das nichts mit Politik am Hut hat. Es ist sehr atmosphärisch, schlicht aber auch düster und die Hoffnung während des Lesens überlagert stets das eigentlich offensichtliche Ende. Absolut lesenswert!