Rezension

Was für ein Buch, Leute ! WAS.FÜR.EIN.BUCH !!! Fantasy-Jahreshighlight !

Cassardim 1: Jenseits der goldenen Brücke - Julia Dippel

Cassardim 1: Jenseits der goldenen Brücke
von Julia Dippel

Bewertet mit 5 Sternen

Was für ein Buch, Leute ! WAS.FÜR.EIN.BUCH !!!

Ehrlich: Ich hatte überhaupt keine Erwartungen an Cassardim, hatte im Vorfeld sogar gezögert, ob ichs wirklich lesen soll. Dann ein bisschen mit mir gehadert, hin und her überlegt und letzten Endes, ZUM GLÜCK, dann doch dazu gegriffen, trotz des, sorry, wirklich scheußlichen Covers und der Tatsache, dass mich Jugend-Fantasyromane, bis auf wenige Ausnahmen, derzeit nicht so glücklich machen.

Und was soll ich sagen: Beste Entscheidung EVER !

Julia Dippel glänzt durch schier endlosen Ideenreichtum, der sich vor allem in ihrem grandiosen Wordlbuilding, aber natürlich auch in der Storyline wiederfindet. Das was ich jetzt schreibe, klingt vielleicht ein bisschen seltsam, aber tatsächlich finde ich so etwas bei deutschen Autor*innen sehr selten. Keine Ahnung woran das liegt, aber wenn ich an wirklich gute Fantasygeschichten denke, die mich überwältigen konnten, dann hab ich immer erst internationale Autorinnen wie Laini Taylor, Sarah J. Maas oder Leigh Bardugo im Kopf.

Jetzt reiht sich in diese, meine persönliche, Liste brillanter Fantasyautorinnen auch Julia Dippel ein, von der ich vorher tatsächlich noch kein Buch gelesen habe, auch wenn IZARA bereits auf dem SuB liegt. Schande auf mein Haupt, ich werde das umgehend nachholen, denn die Autorin hat mich wirklich komplett geflasht !

Und dabei hatte ich mit Amaia einen holprigen Start, weil sie mir in den ersten Kapiteln so naiv erschien. Maia steckt im Körper einer 16-jährigen ist aber eigentlich schon sehr alt, worauf ich gleich noch komme. Sie lebt mit ihren 5 Geschwistern und sehr distanzierten Eltern zusammen und findet es selbst merkwürdig, dass sie zu Letzteren ein seltsames Verhältnis hat, dass sie alle schon so alt sind und dass sie ständig ihre Wohnorte wechseln müssen. Das ist von mir jetzt tatsächlich sehr platt ausgedrückt, aber es umreißt das Wesentliche der ersten paar Seiten, auf denen ich mich gewundert habe, wie wenig Amaia über sich selbst und ihre Familie weiß. Ich fand das komisch und dachte immer: Müsste jemand, der bereits über 100 Jahre alt ist, auch wenn er nicht so aussieht, nicht viel mehr wissen ? Oder sich fragen, WARUM das alles so ist ?! Das hat mich verstört und auch nicht gerade begeistert.

Dann geschieht allerdings etwas Verrücktes, das noch mehr Verrückteres nach sich zieht und plötzlich verstand ich, warum Maia so wenig weiß. Da befand ich mich auch schon mit ihr gemeinsam auf dem Weg nach Cassardim und war so krass gefesselt, dass ich die Worte förmlich inhaliert habe.

Und in Cassardim, dem Reich der Toten, da eröffnet sich mir eine unglaubliche Welt, die ich mit meinen bescheidenen Worten gar nicht beschreiben kann. Es gibt dort verschiedene Fürstentümer und einen rücksichtslosen Kaiser, der ein gefährliches Spiel spielt, dass das komplette Aus für Totenreich und Menschenwelt bedeuten könnte.

Ich würde gerne mehr ins Detail gehen, weil die Geschichte so viele Facetten hat, aber ich weiß genau deshalb, nicht wo ich ansetzen soll und versuche es deshalb allgemein zu halten. Wer zu diesem Roman greift, der wird nicht nur mit einer Spannenden und Fantastischen Idee belohnt, sondern auch mit allerlei Machtspielchen und Intrigen, denen sich Maia plötzlich gegenüber sieht und gegen die sie ankämpfen muss. Dabei wird sie immer wieder von Menschen verraten, zu denen sie im Verlauf der Geschichte eine Beziehung aufbaut. Selbst Noár, der ihr auf ihrer Reise nach Cassardim ein guter Begleiter ist, hat seine Geheimnisse, deren Tragweite sich Maia erst in Cassardim vollends eröffnen.

Es ist eine packende Geschichte, bei der man von der ersten Seite an voll dabei ist. Es gibt amüsante Dialoge, prickelnde Romantik, waghalsige Kämpfe und jede Menge Aha-Erlebnisse !

Die Figuren sind fast alle großartig ausgearbeitet, fast deshalb, weil mir Maias Geschwister tatsächlich alle sehr blass erschienen. Sie stehen nicht wirklich im Fokus, sind bis auf den Jüngsten Moe, alles eher Randfiguren, deren Charakterzüge zwar beschrieben werden, die mich aber tatsächlich nicht für sich gewinnen konnten. Das ist allerdings auch schon mein einziger Kritikpunkt. Andere Charaktere wie etwa Rhome oder Pash machen das aber auf jeden Fall wieder wett.

Julia Dippel hat mir mit diesem Auftakt ein echtes Leseerlebnis geschenkt und sich damit in meine Jahres-Top-Ten katapultiert.