Rezension

Was für ein Engelchen

Unschuldsengel - Zoje Stage

Unschuldsengel
von Zoje Stage

Bewertet mit 5 Sternen

Die kleine Hanna wächst wohlbehütet im Hause ihrer Eltern auf. Für ihren Vater Alex ist die Siebenjährige die Welt, auch wenn sie noch nie ein Wort gesprochen hat, ist sie für ihn das perfekte Engelchen. Für ihre Mutter Suzette, die sie zu Hause unterrichtet und die sie jede Minute des Tages versorgt, wird Hanna immer unheimlicher. Nicht nur, dass sie ihr Worte aufschreibt, durch die sie sich bedroht fühlt, nein, sie beginnt auch zu sprechen. Doch die Worte, die Hanna spricht, machen Suzette mehr als nur ein bisschen Angst.

Meine Meinung

Unschuldsengel hat ein Cover, das mir schon beim Betrachten eine Gänsehaut machte und mich irgendwie an eine Mischung aus der Exorzist und the Ring erinnerte. Damit war klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte.
Der Schreibstil ist leicht, direkt und so klar, dass man das Geschehen im Hause der Familie Jensen deutlich im Kopfkino verfolgen kann. Genauso gut schafft es die Autorin aber auch, die Emotionen und Gedanken der Protagonisten so intensiv darzustellen, dass man sich absolut in sie hineinversetzen kann.
Genau das ist es auch, was diesen Thriller so unheimlich macht und an die Seiten fesselt. Ich konnte das Buch einfach nicht aus der Hand legen, denn diese Mischung aus Entsetzen und Grusel und auch Unglaube, was so ein kleines Kind überhaupt für Gedanken hegt, machten die Geschichte absolut spannend. Das Tempo bleibt insgesamt eher ruhig, wobei ich diesen Thriller auch eher in Richtung Psychothriller einordnen würde, denn genau auf die Psyche geht es hier auch.
Erzählt wird das ganze durch einen Erzähler in dritter Person aus wechselnder Perspektive zwischen Hanna, das Mädchen und Suzette, die Mutter. Trotzdem werden Gefühle und Gedanken absolut deutlich und man kann hier mitfühlen und ja auch mit Angst bekommen. Gerade als Mutter konnte ich mich in Suzette einfühlen und ihr Entsetzen nachvollziehen.
Es gibt in diesem Thriller nur wenige Charaktere, von denen, wie gesagt, Suzette und Hanna in den Mittelpunkt gerückt werden. Aber auch der Vater Alex wird intensiv gezeichnet.
Suzette hatte es nicht leicht in der eigenen Kindheit und ist von einer Krankheit gezeichnet, die es ihr ebenfalls schwer machte und auch immer noch macht. Nach außen möchte sie so gerne das Bild der perfekten Mutter und Familie projizieren, doch da macht ihr Hanna immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Durch Hannas Eigenarten und dadurch, dass sie Hanna von zu Hause unterrichtet, sind sowohl ihr gesellschaftliches Leben als auch Freundschaften immer mehr zerbrochen. Sie ist allein und isoliert und mit der gesamten Situation völlig überfordert. Hanna macht es ihr auch alles andere als leicht, denn das kleine Mädchen, das hoch intelligent ist und dessen Gedankengänge regelrecht Angst machen, wirken nicht nur auf Suzette als Mutter unheimlich. Das Alex, Ehemann und Vater, das alles anders sieht, macht es für Suzette noch schwerer. Denn gegenüber ihrem Vater ist Hanna wirklich ein kleines Unschuldsengelchen, das kein Wässerchen trüben kann.

Mein Fazit

Absolut fesselnd und mit einer Art unterschwelliger Spannung, basierend auf eine nahezu unglaublich klingenden Geschichte, die wirklich intensiv auf die Psyche wirkt, ließ mich das Buch erst los, nachdem ich es beendet hatte. Die Zeichnungen der Charaktere waren schlüssig und beängstiged glaubhaft, was noch einmal mehr dazu führte, das Buch in einem Rutsch zu lesen. Absolut mitreißend, verstörend und schockierend!