Rezension

Was für eine Detektivin!

Dalmore Jazz - Mara Laue

Dalmore Jazz
von Mara Laue

Bewertet mit 5 Sternen

„Werfen Sie mich raus, und ich komme zur Hintertür wieder rein. Versperren Sie die Hintertür, komme ich durchs Fenster. Verbarrikadieren Sie die Fenster, klettere ich durch den Schornstein. Verstopfen Sie den, grabe ich mich durch den Keller rein. Und wenn Sie den versiegeln, sprenge ich ein Loch in die Wand oder reiße das Dach ab. Notfalls nehme ich das ganze Haus Stein für Stein auseinander, bis ich habe, was ich will.“

Wenn Privatermittlerin Rowan Lockhart eine Spur verfolgt oder eine Information haben will, gibt es ziemlich wenig, was sie davon abbringen könnte. Daher wünschen sich die Mitglieder der Edinburgher Jazzband „Dalmore Jazz“ schon bald, dass sie niemals Rowan den Auftrag gegeben hätten, ihren gestohlenen Glücksbringer (eine alte Whisky-Flasche) zu suchen. Denn nicht nur, dass der Fan, den die Band als Dieb in Verdacht hat, kurz danach ermordet aufgefunden wird – Rowan stößt bei ihren Ermittlungen auch auf ein lange gehütetes dunkles Geheimnis der Band…

 

Schauplatz des Krimis ist Edinburgh. Hierhin ist Rowan nach einem 10jährigen Aufenthalt in Japan zurückgekehrt, wo sie ein Security-Unternehmen geleitet hatte und zudem zur Großmeisterin der jahrhundertealten Kampfkunst des Togakure-ryu wurde. In ihrer alten Heimat ist sie nun als Privatermittlerin tätig und führt nebenher eine Kampfkunstschule.

 

Dieser Krimi bietet unheimlich viel: Eine spannende und ungewöhnliche Geschichte, jede Menge Einblicke in die japanische Kultur und ihre Kampfkünste, dazu natürlich Eindrücke von Schottland, sympathische Charaktere, eine schlüssige Auflösung, eine interessante Rahmenhandlung und natürlich Rowan!

 

Was für eine Detektivin ist diese Frau! Schon nach wenigen Kapiteln war ich ihr Fan geworden! Sie kombiniert logisch in bester Sherlock-Holmes-Manier und hat ein enorm selbstbewusstes und cooles Auftreten. Heimatverbunden und gleichzeitig stark durch ihre Zeit in Japan geprägt, ist sie zudem ein überaus interessanter Charakter. So konnte ich (was wirklich nicht immer der Fall ist) gleichzeitig ihre Fertigkeiten als Ermittlerin bewundern und mich an der ihr Privatleben betreffenden Rahmenhandlung erfreuen.

 

Es gibt zudem einen netten und informativen Anhang. Darin erfährt man einiges über „The Dalmore“, diesen speziellen schottischen Whisky, der nun mal in dem Buch eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Weiter gibt es Infos zu der Kampfkunst Togakure-ryu, zu ihrer Geschichte und den besonderen Fähigkeiten ihrer Großmeister. Nicht unwichtig, um Rowans Verhalten während ihrer Ermittlungen richtig einordnen zu können. Weitere Infos bietet das folgende Glossar, bei dem sowohl Begriffe, Eigennamen als auch Wörter aus dem Schottischen und dem Japanischen erklärt werden. Mir hat es großen Spaß gemacht, in der Geschichte selbst immer wieder auf solche schottischen oder japanischen Brocken zu stoßen – alles wirkte besonders echt und trotzdem (dank Anhang) verständlich. Und lernen tut man auch noch was dabei ;-)

 

Dies war der zweite Fall für Rowan Lockhart. Ihren ersten „Singleton Soul“ habe ich (noch) nicht gelesen, hatte aber mit diesem Buch dadurch keine Probleme. Der Fall selbst war eigenständig und alles Notwendige zu den Personen und ihrem Privatleben wurde erklärt. Da mir das Buch so gut gefallen hat, werde ich mir aber kurzfristig auch „Singleton Soul“ zulegen und mich zudem auf Rowans weitere Fälle freuen, die in den kommenden Jahren erscheinen werden.

 

Eine absolute Leseempfehlung für jeden Freund einer guten Detektiv-Geschichte und jeden an der schottischen und/oder japanischen Kultur Interessierten!

 

Ach ja… sollte jemand befürchten, dass bei einer so starken Frau die männlichen Charaktere als Weicheier oder Deppen rüberkommen, so kann ich Entwarnung geben: Das ist absolut nicht der Fall ☺