Rezension

Was für eine starke Frau!

Hemingway und ich - Paula Mclain

Hemingway und ich
von Paula McLain

Bewertet mit 5 Sternen

Worum es geht: 

"Wir hätten Kuba niemals verlassen sollen"

Während des Spanischen Bürgerkrieges verlieben sich eine Frau und ein Mann. Die Namen kennt man: Ernest Hemingway und Martha Gellhorn. Jahrelang kämpft sie nicht nur um schriftstellerische Aufmerksamkeit sondern auch um ihn. Doch er ist bereits verheiratet und seine Frau gibt ihn nicht so leicht her. Schauplatz dieser Liebe ist der Krieg in wechselnden Ländern, aber auch der Krieg in einem selbst, denn wie viel sind wir bereit von uns aufzugeben für den Menschen den wir am meisten lieben? 
Meine Meinung: 
Niemand bringt mich mehr dazu, mich in in Ernest Hemingway zu verlieben, wie McLain. Bin ich eigentlich kein Fan von Hemingway, hatte sie mich in "the Paris Wife" bekehrt. Dazu kommt, dass historische Fiktion eigentlich nicht mag. Noch so eine Ausnahme die ich für McLain mache. Dank ihres Debüt habe ich mich in die 20er Jahre vernarrt, habe Hemingways Werke gelesen, ebenso wie Fitzgerald und allmögliche Romane die das eine sowie beides vereinen. 

"Er würde mir das Herz brechen. Das wusste ich bereits, auch wenn ich sonst nichts wusste."

Nun beginnt sich McLain mit "Hemingway und ich" ( auf English: Love and Ruin ) wieder auf die Spuren einer außergewöhnlichen Frau und Hemingway. Mit Martha Gellhorn schafft sie es nicht nur, Kriege und Abenteuer aus der Sicht einer Frau zu porträtieren, sondern ebenfalls Fans vom ersten Buch einen weiteren Lebensabschnitt Hemingways zu liefern, ohne ihn als Hauptfigur zu benutzen. 
Das Thema der starken Frau in einer Männerwelt, einer Frau die ihrer Zeit vorraus war, ist ein roter Faden in all ihren Werken, wie auch wundervoll umgesetzt in "Lady Afrika". Bei dieser fiktionalen Biografie weiss der Leser zwar vorab wie es enden wird, dieser Umstand hat allerdings auch die Kinogänger 1997 nicht aufgehalten Titanic zum meist gesehenen Film seiner Zeit werden zu lassen. Sanft vermischen sich jahrelange Recherche, Fakten und Wunschvorstellung. 

"Wir hatten alle Zeit der Welt, um einen fürchterlichen Fehler zu begehen."

"Hemingway und ich" ist ein Kriegsbuch, ein Abenteuerroman, eine Liebesgeschichte, ein Epos. Die Gabe eine Welt entstehen zu lassen bringt den Leser dazu sich vor Granaten zu ducken, die Landschaften Chinas vor Augen zu sehen, sich von Hemingway losreißen zu wollen um sich einen eigenen Namen zu machen. 
Denn so wie man sich in ihn verliebt, sosehr will man sich mit Martha von ihm distanzieren. Die einzige Frau die es bereute mit ihm verheiratet gewesen zu sein. Die ihr ganzes restliches Leben vermied mit ihm in einem Atemzug genannt zu werden. Marthas Geschichte hält mehr bereit als nur die Ehefrau Hemingways gewesen zu sein. Hier erleben wir die Darstellung einer Frau die um sich selbst kämpft. Um ihren Namen, ihr Vermächtnis. 
Ein weiterer Punkt, der mich persönlich sehr ansprach waren die Reiselust und fehlenden Muttergefühle. Schön beschrieben wird hier wie eine Frau immer noch herzlich und von Wert sein kann, selbst ohne den Wunsch nach Sesshaftigkeit und Kindern. Ein Skandal zu ihrer Zeit. Aber Martha war immer im Kampf zwischen Konventionen und sich selbst treu bleiben. Zum Glück gewann ihr Wunsch nach  Authentizitä́t . Wie auch schon der Umstand, dass die beiden 4 Jahre "in Sünde" gelebt hatten bevor es zur Hochzeit kam. Oder dass sie als verheiratete Frau nach China ins Kriegsgebiet wollte. 
McLain sagt offen, dass ihre Martha ein Wunschbild ist und so gut sie auch recherchierte, war die richtige Martha doch sehr gründlich im zerstören von Unterlagen und Briefen. Allerdings beließ sie kleine Fehler auch sein. So hat Martha in ihren Berichten etwa einen Namen falsch geschrieben. McLain beließ den Schreibfehler. Ein sehr süßes Detail wie ich finde. 

"Es ist wirklich schön, Rabbit, aber es gibt da auch eine noch jene anderen Seiten in mir, und ich weiss nicht recht, ob diese Seiten zusammenpassen, ob sie es überhaupt können. Ich will leidenschaftlich an die Dinge herangehen und meinen Geist füttern und die Welt bereisen. Ich möchte lieber auf eine düstere, gefährliche Weise glücklich sein, wie auf Messers Schneide, als von meinem Weg abzukommen und mich selbst zu verleugnen."