Rezension

Was geschah 1992 wirklich in St. Exupery?

Die junge Frau und die Nacht - Guillaume Musso

Die junge Frau und die Nacht
von Guillaume Musso

Bewertet mit 4.5 Sternen

Im Winter 1992 geschah im St Exupery College ein schlimmes Verbrechen: Thomas erschlug den Lehrer Alexis Clement und sorgte zusammen mit seinem besten Freund Maxime für das Verschwinden der Leiche. Und auch seine große Liebe Vinca, wegen der er dieses Verbechen begangen hatte, verschwand zu dieser Zeit. Seitdem hat Thomas sich ein neues Leben als erfolgreicher Schriftsteller aufgebaut und lebt in den USA, als plötzlich sein Freund Maxime anruft und ihn dringend auffordert, zum fünzigjährigen Bestehen der Schule an die Cote d'Azur zurückzukehren, da ihre Vergangenheit - nicht nur - die Freunde wieder einholt.

Guillaume Musso ist mit seinem Roman über die Formen der Liebe und ihren Konsequenzen ein fesselnder Roman gelungen, dessen Spannung mich in seinen Bann gezogen hat. Nach einem zugegebenermaßen etwas verwirrenden Auftakt überschlagen sich die Ereignisse. Thomas wird zum Ermittler in Sachen Vincas Verschwinden, das offenbar größere Kreise geschlagen hat als zunächst vermutet. Immer neue Hinweise und Wendungen bringen neue Verdächtige und ein anderes Geschehen als zunächst angenommen zum Vorschein. Außerdem zeigt sich, warum Thomas zu REcht das Verhältnis zu seinen mehr oder weniger pathologischen Eltern so gut wie abgebrochen hat.

Die Personen sind mit einer psychologischen Tiefe beschrieben, die mich gepackt hat und über die es immer wieder nachzudenken gilt, für mich der eigentliche Kern der Erzählung. Dabei schreibt Musso in gut verständlicher Sprache von der Liebe zwischen den Menschen, ihren Abgründen und Geheimnissen.
Die Charaktere erscheinen authentisch; und selbst die unsympathischen Personen führen nicht dazu, dass man sie hasst und das Buch aus der Hand legen mag.

Dabei ist die Stimmung, nicht nur wegen der begangenen Verbrechen und der ehemals verschneiten Winternacht, sehr düster, wenn auch nicht belastend.

Die Auflösung kommt sehr überraschend daher und konnte vom Leser, trotz der vielen vorangegangenen Entwicklungen, nicht erraten werden. Zum Schluss übertreibt es der Autor meiner Meinung nach ein wenig mit der Geschwindigkeit und Überraschungen, was dem Lesegenuss bei mir aber kaum Abbruch geleistet hat.

Ich habe mich von dem Buch gut unterhalten gefühlt und ich habe es in einem Rutsch gelesen. Meinen krimibegeisterten Freunden habe ich es bereits weiterempfohlen.