Rezension

Was hat dieser Mensch für Einfälle! Wenn es Kreuthner nicht schon gäbe, müsste er schleunigst erfunden werden! Bayrisch derb und herrlich schräg Der Schrotthändler Lintinger verliert seine Hand durch die eigene Schrottschere. Als Polizeiobermeister Leon

Tote Hand - Andreas Föhr

Tote Hand
von Andreas Föhr

Bewertet mit 5 Sternen

Was hat dieser Mensch für Einfälle! Wenn es Kreuthner nicht schon gäbe, müsste er schleunigst erfunden werden!

Der Schrotthändler Lintinger verliert seine Hand durch die eigene Schrottschere. Als Polizeiobermeister Leonhard Kreuthner und andere Freunde beschließen, die Hand, die immerhin einmal ein legendäres Kartenblatt gehalten haben soll, würdig zu bestatten, staunen sie nicht schlecht, als der gewählte Platz neben einer kleinen Kapelle bereits belegt ist.

Andreas Föhrs achter Fall für die bayrischen Ermittler bringt wieder die typischen Zutaten zusammen: Ein bisschen Mundart (perfekt ausbalanciert, einerseits wenig genug, um ohne Schwierigkeiten verstanden zu werden, andererseits genug, um die regionale Mentalität wunderbar in Szene zu setzen), viel Lokalkolorit, Protagonisten, die teils herrlich schrullig daherkommen und doch in sich jeweils glaubhaft bis auf den kleinen Zeh, und eine Riesenportion recht speziellen Humors. Ach ja, und einen Kriminalfall, der bis zum Ende Rätsel aufgibt.

Die Ausgangsbasis des Kriminalfalls ist herrlich schräg. Allerdings wird bereits im Prolog die andere Seite des Romans erkennbar. Ein schwerer Konflikt deutet sich an, der sich später mit der übrigen Handlung verstrickt. Wie es dem Autor gelingt, diese beiden Komponenten miteinander zu vereinen, ist meisterhaft und sicherlich einer der Gründe für seinen Erfolg, Der Kriminalfall, gründlich durchdacht und gut konzipiert, lädt zum Miträtseln ein und erfüllt alle Anforderungen, die man an dieses Genre stellen mag. Doch kaum betritt Kreuthner die Bühne, tritt der Fall in den Hintergrund. Was hat dieser Mensch für Einfälle! Dass nicht alles, was er tut, mit seinem Berufsethos vereinbar ist, wird verziehen. Immerhin beruht auf dieser Tatsache ein Großteil seiner kriminalistischen Erkenntnisse.

Übrigens stellt es keinerlei Problem dar, diesen Band zu lesen, ohne die Vorgänger zu kennen. Die Anzahl der Personen bleibt überschaubar, kleine Hinweise und Zusammenfassungen unterstützen unauffällig das Lesergedächtnis, so dass insgesamt eine runde, erfreuliche Geschichte entsteht, die vor allem eines hinterlässt: eine starke Sucht nach mehr!