Rezension

Was hatte ich einen Spaß!

Herzblut - Volker Klüpfel, Michael Kobr

Herzblut
von Volker Klüpfel Michael Kobr

Bewertet mit 5 Sternen

»Aber wenn du es mit deinen Maschinen da …«, Kluftinger zeigte vage in den Raum, »… also verarbeitest oder so, dann müsstest du doch noch mehr hören, oder?« … Zint nickte. »Also, von mir aus. … Gib mir mal dein Sync-Kabel.« »Hm?« Zint stieß hörbar die Luft aus. »Dann mail mir das Audiofile.« »Hm?« »Hättest du dann die Güte, es mir als Datei per MMS zu schicken?« Die beiden taxierten sich ein paar Sekunden, dann sagte Kluftinger: »Was hältst du davon, wenn ich’s dir einfach in die Hand gebe?«

Anfangs ist Kluftinger der einzige, der davon überzeugt ist, dass die Aufzeichnung dieses eigenartigen, anonymen Anrufs nicht weniger hören lässt, als einen soeben begangenen Mord. Aber als er kurz darauf vor den Beweisen seiner Annahme steht, wünscht er sich, er hätte sich geirrt. Zumal es nicht bei einem Mord bleibt und Klufti und seine Kollegen erkennen müssen, dass sie es mit einem Serienmörder zu tun haben, dessen Taten überaus grausam und blutig sind. Dieser Fall erfordert vollen Einsatz – nur leider erfreut sich Klufti nicht wie sonst bester Gesundheit. Viele Jahre voller Kässpatzen rächen sich nun und der von Herzbeschwerden geplagte Kommissar muss sein Leben umstellen: Gesundes Essen, kein Alkohol, weniger Geschimpfe – und Yoga…

 

Was hatte ich einen Spaß beim Lesen! Wobei man den Krimi nicht unterschätzen darf, dieser Klufti-Krimi wird richtig blutig. Außerdem bleibt es spannend bis zum Schluss, die chronische Leichenunverträglichkeit unseres Protagonisten wird immer wieder herausgefordert. Es gibt reichlich Stoff zum Mitermitteln und am Ende löste sich alles logisch und von der Motivlage her nachvollziehbar auf.

 

Bei einem Klufti-Krimi hat die Nebenhandlung regelmäßig einen hohen Stellenwert. Diesmal muss Kluftinger versuchen, sein Leben umzustellen. Wer ihn kennt, der ahnt, dass dies kein leichtes Unterfangen wird. Zumal wenn Lieblingsfeind Dr. Langhammer nicht nur als sein Arzt, sondern auch noch als sein Yogalehrer auftritt.

 

Daneben erfreut Kluftinger den Leser mit seinem absolut perfekten Unverständnis moderner Technik und Medien und mit der Zielgenauigkeit, mit der er von einem Fettnapf in den nächsten springt, beispielsweise im Gespräch mit dem Vater seiner angehenden japanischen Schwiegertochter. Großartig auch seine Yogaeinheit auf der Bürotoilette! Und sein Mantra erst… ;-)

 

Fazit: Was hatte ich wieder einen Spaß! Klufti ist einfach einmalig, das stellt er hier erneut unter Beweis.

 

»Verstehe. Und wer sind dann Sie?« …
»Ich bin sein Freund. Marius Kreißler.«
»Ach so. War [er] denn nicht verheiratet?«
Die Augen des Mannes funkelten ihn feindselig an: »Wie gesagt: Ich bin … war … sein Freund.«
»Ja, ist ja gut, ich hab’s verstanden. Dann wissen Sie doch bestimmt, ob [er] eine Frau … Freundin oder so…«
»Ich war seine Freundin.«
Erstaunt blickte Kluftinger zu Maier, der ihn bereits viesagend angrinste. Dann verstand auch er. »Ach … so. Jetzat, ja freilich. Mei, dann…«