Rezension

Was immer das war, es war nicht meins ...

Passagier nach Frankfurt - Agatha Christie

Passagier nach Frankfurt
von Agatha Christie

Bewertet mit 2 Sternen

Sir Stafford Nye ist Diplomat und auf der Rückreise nach London, in Frankfurt gestrandet. Gelangweilt versucht er die zwei Stunden Aufenthalt zu ertragen und beobachtet die Leute. Dann setzt sich eine Frau neben ihn und bittet ihn um Hilfe, man sei hinter ihrem Leben her und nur er könnte ihr helfen. Stafford wird hellhörig und seine Lethargie fällt von ihm ab, er ist neugierig und lässt sich tatsächlich auf ihren Vorschlag ein. Das Vorhaben scheint geglückt zu sein und die Frau gerettet, aber nun nagt an Stafford, die Frage, wer ist sie. So versucht er Mittel und Weg zu finden, um sie nochmals zu sehen und er hat Glück, ihre Wege sollen sich wieder kreuzen und sein Auftrag ist noch lange nicht vorbei. Diese mysteriöse Frau zieht ihn in ein internationales politisches Intrigenspiel und gegen wen er kämpft, muss Stafford ganz allein herausbekommen. Wer ist der Feind? Wer ist die Frau? Und kann Sir Stafford Nye die Fäden entwirren?

Ich mag die Bücher von Agatha Christie unglaublich gern, ihre Figuren, der Charme der alten Zeit und der Witz dieser klugen Frau. Natürlich machte mich dieses Buch neugierig, immerhin ist dieser Krimi so weit unbekannt gewesen, da er nur in einer Sammeldedition bis dato erschienen und erst jetzt als Einzelband erstrahlt. Also startet ich mit viel Vorfreude in dieses Abenteuer, und wie es mir gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Die Geschichte ist in drei Teile unterbunden und der Erste ist eben Sir Stafford Nye und der unbekannten Frau gewidmet. Ein Diplomat, der in seinen Kreisen mit leicht gerümpfter Nase angesehen wird, da man ihn die mangelnde Ernsthaftigkeit anlastet. Aufgrund dessen wird er eben nur für zweitklassige politische Angelegenheiten eingesetzt und ist nun überrascht, dass dieser Mann am Flughafen überfallen wurde. Was Stafford Nye natürlich recht kommt, denn niemand soll von seiner Mithilfe wissen. Allerdings wurmt es ihn, dass er nichts über diese Frau herausbekommt und so nimmt er seine Umgebung anders wahr und amüsiert sich über die kleinen Zufälle, die neu in seinem Leben sind. Tja, und ob Zufall oder nicht, er schlittert in einer höchst brenzligen Angelegenheit hinein. So erfahren wir im zweiten Teil was unsere Sicherheit bedroht und im Letzten, ob es gelingt, dieser Übermacht Einhalt zu gewähren.

Am Anfang der Geschichte ist als Einleitung ein Interview mit der Autorin abgedruckt und in diesem beteuert sie mehrfach, dass Geschichten erfunden sind und auch ihr Ton ist etwas sonderbar gewählt. Bestimmend, abwehrend und eine leichte Note vom genervt sein, schimmern durch. Das ist eigentlich ein Vorgeschmack auf das Kommende. Während mich der erste Teil der Geschichte noch amüsierte und ich die charmante Figur Sir Stafford Nye ziemlich großartig fand, der Snob als Diplomat, wurde schnell klar, dass diese Geschichte von Zeichen der eigentlichen Geschichte beeinflusst wurde. Immerhin hat Agatha Christie diesen Roman mit achtzig geschrieben und schon einiges mitgemacht und deshalb ist diese Geschichte von nationalsozialistischem Hintergrund durchwandert. Vielleicht sollte dieser Roman ein Weckruf sein, wie schnell solche Dinge passieren können, oder welche Strippen gezogen werden, um solch schauerhafte Zeiten hervor zu rufen. Man spürt ganz deutlich das sie diese Zeit, den Krieg und all das verarbeiten wollte. Allerdings finde ich schon die Jahresangabe von 1970 nicht glücklich gewählt, es fällt einfach schwer ihr Beschriebenes in diese Zeit zu verbinden, da ihr ganzer Rahmen mehr zu 1930 passt. Auch ihre ausschweifenden Erzählungen über die unmögliche Jugend lassen einfach vermuten, dass sie die Hippiebewegung alles andere als gut gefunden hat. Hier schwanken so viele Untertöne mit und machten das Lesen alles andere als leicht.

Der Grundgedanke mag vielleicht toll gewesen sein, der Anfang ließ auch die alte Autorin wirklich durchschimmern, aber der ganze Rest, klang nach  einer verbitterten alten Dame, die mit den Menschen und der Moderne nicht mehr klarkommt. Zwischen durch herrschte solch ein Wirrwarr, dass ich überlegte, was will sie uns eigentlich erzählen. Sie bombardiert den Leser mit tausend Figuren, aber vertiefte diese nicht, so dass man ständig überlegte, wer war das nochmals und dann taucht unser lieber Sir Nye nur gelegentlich auf. Klar konnte man der Grundgeschichte folgen, aber mir war das zu wenig, zu gestellt, zu viel gewollt und nichts richtig geworden. Die Realität und Logik blieb auf der Strecke und machen aus diesem Roman ein langatmiges und langweiliges Lesen. Ich war ehrlich enttäuscht, da ich mich so auf britisches Leseflair gefreut hatte.

Passagier nach Frankfurt hat überhaupt nicht meinen Nerv getroffen, vielleicht muss man auch nicht alle Agatha Christie Bücher lesen und sich einfach an ihre hervorragenden Klassiker halten. Einzig ihr Diplomat konnte mich verzücken und seine Tante, aber der Rest mehr als fragwürdig.